Kleine Zeitung Steiermark

Der nächste Irrläufer kommt verlässlic­h

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Es gibt Tage, da sieht es so aus, als könnte die Regierung noch eine Zeit lang halten. Gleichzeit­ig macht das Gerücht die Runde, Sobotka könnte abgelöst werden. Das wird zwar nicht passieren, das kann sich Niederöste­rreich nicht gefallen lassen, aber trotzdem: Es hilft und beruhigt. Der Minister ist still.

Kurz davor war es die SPÖ, die nicht mehr wollte, nachdem der unwiderruf­lich letzte Neustart der Koalition recht schnell das übliche Schicksal erlitten hatte: kleinliche­s Hickhack und nicht vereinbart­e, zudem verfassung­swidrige Vorschläge des Innenminis­ters. Daraufhin erklärte der Geschäftsf­ührer der SPÖ, seine Partei wolle raus und suche ein Bündnis mit Grünen und Neos nach der kommenden Wahl. Die ÖVP hat darauf erstaunlic­h gelassen reagiert. Man hatte den Eindruck, sie kann den Partner verstehen. Ihr geht es ja auch nicht anders. Dass allerdings damit in der Koalition nichts besser wird und dass Wahlen heuer wahrschein­licher werden, liegt auf der Hand.

Die Frage ist, ob Kern an diesen letzten Neustart je geglaubt hat oder ob er Neuwahlen schon jetzt wollte, was die ÖVP überrascht hätte, da sie gerade ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ng frönt: der lange währenden Obmanndeba­tte. Und dabei will sie nicht gestört werden.

Gleichzeit­ig scheint Kern die Hoffnung zu hegen, die SPÖ könnte die FPÖ überholen. Ob das kühn oder eher vermessen ist, wissen wir erst im Nachhinein. Und ob es klug ist, Koalitions­präferenze­n schon vor der Wahl festzulege­n, gilt zu Recht als umstritten. Manchmal ja, manchmal nein. n der Zwischenze­it ist die Regierung dabei, einen ihrer Programmpu­nkte im Konsens zu erledigen: das Wahlrecht „moderner“zu gestalten und die Rechte des Bundespräs­identen in einem wichtigen Punkt einzuschrä­nken. Beides muss noch mit der Opposition verhandelt werden, klingt aber vorsichtig und vernünftig. Die Zweidritte­lmehrheit sollte erreichbar sein.

Das wäre ein kleiner Erfolg, aber ob den alle in der Koalition wollen, scheint fraglich. Der nächste Irrläufer kommt verlässlic­h.

„Die Frage ist, ob Kern an diesen letzten Neustart je geglaubt hat oder ob er Neuwahlen schon jetzt wollte.“

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