Wie die Reformation sich in die Politik einmischt
Wolfgang Schäuble ist einer der bedeutendsten Politiker in Deutschland. Seit 1972 sitzt der Schwabe im Bundestag und hat zahlreiche Ministerposten bekleidet. Er ist aber auch bekennender evangelischer Christ. Deshalb hat er sich in einer kritischen Schrift mit dem Verhältnis „Protestantismus und Politik“(Claudius-verlag, 56 Seiten, 7 Euro) auseinandergesetzt.
Der Finanzminister wirft der Evangelischen Kirche zum Reformationsjubiläum vor, sie mische sich zu sehr in die Politik ein. Der Protestantismus, der natürlich schon immer politisch war, besonders auch während und nach Luthers Wirken, verliere über seine politische Einmischung seinen religiösen Kern. Er habe den Eindruck, der Kirche gehe es primär um Poli- tik. „Als seien politische Überzeugungen ein festeres Band als der gemeinsame Glaube“, schreibt Schäuble. Das führe einerseits dazu, dass sich reformierte Christen bei abweichenden Auffassungen ausgeschlossen fühlten, andererseits dazu, dass das Ziel politischer Einflussnahme verfehlt werde. Freilich hat die Reformation das politische Handeln in Deutschland in all den 500 Jahren beeinflusst. Weshalb der 74-Jährige in vier Thesen ein Verhältnis beider Seiten definiert. Die Streitschrift ist Aufruf für ein starkes politisches Engagement evangelischer Christen. Sie sollten sich aber als „Akteur in einer pluralen Bürgergesellschaft“verstehen.