Von Flöckchen und Glöckchen
Wo Aida draufsteht, ist nicht immer Verdi drin. Sondern zum Beispiel Garifullina. Das edle Debütalbum von Wiens Opernliebling.
Wer Aida heißt, kann ja fast nicht anders, als Opernsängerin zu werden. Aber was für eine! Aida Garifullina, die Tatarentochter aus Kazan, schaffte es über Studien in Nürnberg und Wien schon 2014 ins Ensemble der Staatsoper. Große Förderer wie Valery Gergiev oder Plácido Domingo, dessen Operaliawettbewerb sie 2013 gewonnen hatte und der zuletzt im Haus am Ring dirigierte, als Juan Diego Flórez und sie Gounods „Roméo et Juliette“gaben, sind zusätzliche Qualitätssiegel für eine Außergewöhnliche, auf die sogar die Kinowelt aufmerksam wurde: Neben Meryl Streep hatte Garifullina in Stephen Frears Film „Florence Foster Jenkins“einen Auftritt als Koloraturkönigin Rafał Blechacz bewunderte Bachs Klangkosmos schon als Jugendlicher. Nun widmet der Pole mit feiner Technik, aber auch „auf Herz und Intuition hörend“sein Soloalbum ausschließlich dem Barockmeister. Perlen aus den „Clavier-übungen“oder ein inniges „Jesu bleibet meine Freude“lassen verstehen, warum der 31-Jährige schon mit zahlreichen renommierten Preisen geadelt wurde. Lily Pons, mit der berühmten „Glöckchen-arie“von Léo Delibes.
Die bringt die 29-Jährige auf ihrem Debütalbum nun auch, mit warmem, weichem Sopran vor allem aber „Heimwehmelodien“aus ihrer alten Heimat: In Beispielen von Tschaikowsky oder Rachmaninow, in Rimskikorsakow „Schneeflöckchen“oder dem tatrischen Wiegenlied „Allüki“zeigt Aida Garifullina in Begleitung des Orf-radio-symphonieorchesters unter Cornelius Meister, dass gerade die russische Seele (und Kehle) ein weites Land ist. „Dauerhafte Musik“verlangte sich Johannes Brahms selbst ab. Freilich kein Hindernis, ihn immer neu zu hinterfragen. Der Münchner Markus Poschner und sein Orchestra della Svizzera italiana gehen dem großen Romantiker auf den Grund. Die vier Symphonien, live aus dem imposanten Teatro LAC Lugano, und Neuestes zur Brahms-forschung auf zwei DVDS.