Vom Bauchgrummeln eines Politikers
DEBATTE. Autorin und Bachmannpreisträgerin Maja Haderlap über den Kärntner Kulturreferenten, der sein Ohr am falschen Platz hat und sich als Nachahmer alter Konventionen erwiesen hat.
Was kommt in „der slowenischen Volksgruppe zum Ausdruck“? Meinen die Verfasser dieser Formulierung, was sich äußert, oder in Erscheinung tritt, oder publiziert wird, sich offenbart, oder was dabei herauskommt? In Bezug auf die Zurechtformulierungen der Kärntner Landesverfassung kaum mehr als ein beschämender Vorgang: Ein Kulturreferent befragt sein Bauchgrummeln zu einem Passus der neuen Kärntner Landesverfassung und kommt zum Schluss, dass das Zwicken unterhalb der Magengrube von der wertschätzenden Erwähnung des Slowenischen in der Erstfassung herrühre. Vage kann er sich erinnern, dass er dieses unbestimmte Grummeln im Bauch auch bei anderen Menschen wahrgenommen hatte. Da sieht er seine Stunde gekommen, um sich als Wahlkärntner ein Denkmal zu setzen, nicht als Kulturreferent, nein, das bringt wenig Ehr, sondern als Politiker, der sein Ohr an den Bauch des Volkes hält! Viel wichtiger als der Kopf, ist der Bauch des Volkes, das hat er
Nsofort begriffen. Er ging unbefangen ans Werk und klagte so lange über seine Befindlichkeit, bis die Dominanz der deutschen Sprache in Kärnten festgeschrieben und die Kärntner Slowenen auf ihren Minderheitenplatz verwiesen waren. Am besten bekämpft man ein Kärntner Leiden damit, dass man die Slowenen, zumindest symbolisch, in die Pfanne haut. Auch darin hat sich der Kulturreferent als gelehriger Nachahmer der alten Kärntner Konvention erwiesen. un ist es vollbracht, sagte er aufatmend zu den Bauchwehgeplagten – nur, was hat er in Wirklichkeit angerichtet! Die Kärntner Slowenen sind brüskiert und verletzt, viele Kärntnerinnen und Kärntner sind genervt, seine Regierungspartner verteidigen mit allen möglichen Verrenkungen den Kompromiss, da es ja um die Landesverfassung, also um das große Ganze geht, die österreichischen Medien berichten wieder kopfschüttelnd über Kärnten, Verfassungsrechtler, Universitätsleute, Juristinnen und Juristen beklagen die angreifbaren, ungeschickten Formulierungen, die die Existenz der zweiten Landessprache aussparen, die Regierung in Slowenien protestiert. Verstimmung und Aufregung, wohin man blickt.
Und das, weil ein paar dünnhäutige Lehrer in Südkärnten ihre Einsprachigkeit als ausreichende Qualifikation für eine Leitungsposition rechtlich absichern wollen. Ist es das wert? Was müssen sich bei diesem Vorgang jene gut ausgebildeten jungen Menschen dengehabe,
Dken, die sich zu Hunderten um eine freie Arbeitsstelle bewerben, und ohne Rücksicht auf ihre Befindlichkeit immer wieder abblitzen? Dass man heuchelt, wenn man von ihnen Exzellenz und Kompetenz verlangt, während es sich andere mit einem Politiker im Rücken richten können?! er Kulturreferent hat der deutschen Sprache keinen Dienst erwiesen, indem er glaubt, sie durch das Abwerten der slowenischen Sprache aufwerten zu müssen. Braucht die deutsche Sprache das Kärntnerische Dominanz- um zu bestehen?! Natürlich nicht! Sie braucht Menschen, die mit ihr achtsam umzugehen wissen. Eine Sprache braucht, um glänzen zu können, kein nationalistisches Machtgefuchtel. Sie braucht kundige Sprecherinnen und Sprecher, Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren, Schulen, Medien, öffentliche Präsenz, kulturelle Institutionen, Respekt, Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, um diffizile Dinge ausdrücken zu können. Nur auf diesem Wege kommt etwas zum Ausdruck. Dafür kämpfen auch wir Kärntner Slowenen, wenn