Beträchtliches Minus und große Pläne
Der ORF bilanzierte 2016 mit 29,7 Millionen minus. Funkhaus-verkauf soll es richten, Channelstruktur kommt demnächst.
Nächste Woche tagt der Orf-stiftungsrat, vorab wurden nun die Aufsichtsratsmitglieder über das Minus informiert, das der ORF 2016 schrieb: 29,7 Millionen Euro ist die nicht unbeträchtliche Summe. Dass das Orffunkhaus nicht wie geplant im Vorjahr verkauft wurde, sei der Grund dafür, so Orf-generaldirektor Alexander Wrabetz. Man arbeite „an Alternativen, um den Verkauf dennoch zu einem Abschluss zu bringen“und will den Verkauf nun „in mehreren Schritten“vollziehen – wodurch allerdings die Erlöse „nur zu einem geringen Teil“2017 realisiert werden können. Pikantes Detail: Angeblich verzögerte der ORF selbst durch Nachverhandlungen mit Käufer Rhomberg den Abschluss.
Spannend wird, wie der Stiftungsrat am nächsten Donnerstag auf die Minus-nachricht reagieren wird. Ein weiteres Diskussionsthema dürfte Wrabetz’ geplante Channelstruktur für ORF eins und ORF 2 werden. Dem Publikumsrat teilte der Orf-general bereits mit: An der Struktur werde noch gebastelt. Wrabetz möchte wie berichtet eigene Channel-manager für ORF eins und ORF 2 installieren und sie mit Durchgriffsrecht auf Personal, Budget und auch Programm ausstatten. Ausgezeichnete Voraussetzungen, um Fernsehdirektorin Kathi Zechner in die Quere zu kommen. Auch die organisatorisch knapp darunter angesiedelten Hauptabteilungsleiter wie Fritz Dittlbacher (Information), Hans Peter Trost (Sport), Waltraud Langer (Magazine) dürfte die neue Kommandoebene wohl nur mäßig freuen. „An den Grundparametern hat sich noch nichts geändert“, betonte Wrabetz jedenfalls vor dem Publikumsrat, die neue Channelstruktur sei nun „in der finalen Diskussion im Direktorium.“
ist ebenso in Vorbereitung – als „bunter Mix an programmbegleitenden Angeboten“, kündigte Wrabetz an, und nicht primär als „Archivabspielfläche“.
Spannend klingen die Pläne für Ö 1: Der Kultursender wird im Mai relauncht und sendet dann einmal im Monat ein Medienmagazin, verriet Radiodirektorin Monika Eigensperger: Die Sendung wird „#doublecheck“heißen und von Stefan Kappacher und Nadja Hahn gestaltet, für das neue Sounddesign von Ö 1 sorgt der steirische Komponist Christian Muthspiel.
35,1 Prozent Marktanteil verzeichnete die Orf-gruppe (ORF eins, ORF 2, ORF III und ORF Sport +) im Vorjahr. Zum Vergleich: 2015 lag sie bei 35,3 Prozent. Das umstrittene Frühformat „Guten Morgen Österreich“, so Wrabetz, trage mit gut 30 Prozent Marktanteil „insgesamt zu den Tagesmarktanteilen positiv bei“. Wie berichtet wird aber die Hälfte des 9-Millionen-budgets gestrichen.