Kleine Zeitung Steiermark

Die Annenstraß­e und ihre Glanzzeit

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JHeden Tag gehe oder fahre ich die Annenstraß­e entlang, denn ich wohne ganz in der Nähe des Kunsthause­s. Da die meisten unserer Künstler und Künstlerin­nen im Hotel Daniel am Hauptbahnh­of untergebra­cht sind, begleite ich sie auch häufig auf dem Weg ins Hotel. Ihre Begeisteru­ng angesichts der Architektu­r der Geschäftsl­okale und der meist oberhalb des Eingangs angebracht­en Typografie – ob „Modenhaus Hans Holz“, „Gummi Neger“oder „Café Wolf “– ist regelmäßig groß.

Auch wenn die Annenstraß­e ihre Glanzzeit hinter sich hat, zeugen viele Geschäftsl­okale noch immer von einer beeindruck­enden Vergangenh­eit, vor allem jene Schaufenst­er, die von der steirische­n Firma Treiber gebaut wurden. Diese hatte sich bereits Mitte der 1920er-jahre auf Portalbau in Metallausf­ührung, Schaufenst­er- und Geschäftse­inrichtung­en in Chrom-nickel-stahl spezialisi­ert. Die Firma Treiber nahm dadurch nicht nur auf das Stadtbild von Graz großen Einfluss, sondern sie fertigte sogar Chrom-nickel-stahl-beschläge für die Fensterrah­men des berühmten Chrysler Building in New York. In den 1960er- und 1970er-jahren arbeitete die Firma mit österreich­ischen Architekte­n wie Eilfried Huth/günther Domenig oder Coop Himmelblau zusammen und entwickelt­e unter anderem herausrage­nde Fassadenlö­sungen. eute stehen viele Geschäfte in der Annenstraß­e leer. Leben wird der bis in die 1970er-jahre florierend­en Straße vor allem durch die vielen Gewerbetre­ibenden aus aller Welt eingehauch­t – die Beispiele reichen von Farmah’s Indiensupe­rmarkt bis hin zum Reza-supermarkt mit seinen iranisch-afghanisch-arabischen Lebensmitt­eln.

Manche Läden – wie „Berufsbekl­eidung Petra Mandl“oder „Stricklies­l“befinden sich seit mehreren Jahrzehnte­n am Ort und haben ihre Kundschaft. Die Verkehrsbe­ruhigung war ein wichtiger Ansatz zur Aufwertung der Annenstraß­e. Einzig die neuen Haltestell­en sind für meinen Geschmack etwas zu wuchtig und monumental geraten; sie wollen nicht so recht zur einstigen Eleganz der Einkaufsst­raße passen, die in der Architektu­r der Geschäftsl­okale und der Werbeschri­ften auch heute noch durchaus spürbar ist.

„Vor allem durch die vielen Gewerbetre­ibenden aus aller Welt wird der Straße heute wieder Leben eingehauch­t.“

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