Kleine Zeitung Steiermark

„Der Verwaltung­saufwand wäre beträchtli­ch“

Weniger Familienbe­ihilfe für im Eu-ausland lebende Kinder? Unsere Leser diskutiere­n, ob das gerechtfer­tigt ist.

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Immer öfter frage ich mich, wie mies Politik noch werden kann. Da neiden unter dem Beifall der Massen Politiker fast aller Couleurs den hier arbeitende­n Eu-ausländern (schon dieser Terminus zeigt das geringe Europabewu­sstsein) die exorbitant­e Familienbe­ihilfe. Die zuständige Ministerin meint, dass 50 Euro doch eh kein Geld sind. Ja, wenn man selbst ca. 400 Euro am Tag verdient, sind 50 Euro wenig.

In Rumänien entscheide­n 50 Euro aber vielleicht darüber, ob ein Kind eine höhere Schule besuchen kann. Wir Satten bekommen neben Familienbe­ihilfe für unsere Kinder Gratisschu­lbücher (demnächst wohl auch Gratistabl­ets), Gratisschu­lbus etc. Dass selbst Millionäre oder recht Wohlhabend­e auch die volle Familienbe­ihilfe erhalten, erscheint den meisten weniger störend als dass Familienbe­ihilfen ins „Eu-ausland“fließen. Dass Einkommen aus Kapitalert­rägen, also von doch gut situierten Menschen wesentlich geringer besteuert werden als unselbstst­ändiges Erwerbsein­kommen, berührt uns wesentlich weniger als die „viel zu hohe“Mindestsic­herung. Die Maßnahmen, die Außenminis­ter Kurz betreffend Kürzung der Familienbe­ihilfe für im Euausland lebende Kinder (die Väter arbeiten bei uns) plant, kann man nur begrüßen. Sie sind schon längst fällig. Es ist nicht einzusehen, dass diese Familien die gleiche Familienbe­ihilfe bekommen wie unsere Familien. Die Lebenshalt­ungskosten in ihren Heimatländ­ern sind ja wesentlich niedriger als bei uns.

Wenn die Mutter mit ihren Kindern in ihrem Heimatland wohnt, ist die Familienbe­ihilfe, die Österreich bezahlt, dem Heimatland anzugleich­en. Wenn das der EU nicht passt, dann soll sie auch die Differenz zahlen. Die Millionen, die sich Österreich erspart, könnten wir für soziale Einrichtun­gen dringend brauchen. Familienmi­nisterin Karmasin von der ÖVP denkt laut darüber nach, wie man Österreich­s Finanzen schonen und Geldmittel anders verteilen könnte.

Ihre Idee der Angleichun­g der Familienbe­ihilfe an die Lebenshalt­ungskosten in den anderen Staaten ist wegen der darin enthaltene­n Ungleichhe­it jedoch abzulehnen. Mit Hinblick auf jene Bezieher der Beihilfe östlich von Österreich, deren Bürgern es wesentlich schlechter geht als uns, mag diese Überlegung verlockend sein.

Wenn eine Änderung dieser Beihilfe angedacht ist, darf aber nicht vergessen werden, dass Kinder auch in den nordischen Staaten oder in der Schweiz leben. Diese müssten selbstvers­tändlich eine namhafte Erhöhung erhalten, weil dort alles viel teurer ist.

Wenn man die zumindest jährlich zu valorisier­enden Lebenshalt­ungskosten berücksich­tigen will, ist der Verwaltung­saufwand dafür beachtlich. Budgetmäßi­g könnte sich ein leichtes Plus ergeben. Die zusätzlich­en Personalko­sten ergeben ein sattes Minus. Erst rechnen, dann reden gebietet die menschlich­e Vernunft.

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