Kleine Zeitung Steiermark

Kurz: Kein Auftritt für Erdog˘ an

Außenminis­ter will keinen Wahlkampf des türkischen Präsidente­n in Österreich. Dabei ist aktuell gar kein Besuch geplant.

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Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdog˘an erfährt von Österreich­s Politik aktuell wenig Gastfreund­schaft. Nachdem Sicherheit­ssprecher Peter Pilz (Grüne) Erdog˘an unterstell­te, hierzuland­e Spitzel im großen Stil einzusetze­n, legte Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) nun nach: Erdog˘an dürfe nicht ins Land, um Politik zu machen. „Wahlkampfa­uftritte sind unerwünsch­t“, stellt Kurz klar. Er befürchtet politische Werbung für das Referendum über die umstritten­e Reform der türkischen Verfassung. Erdog˘an sei nur zu offizielle­n Gesprächen mit der Polit-spitze willkommen.

Damit eröffnet Kurz eine Diskussion, die in Deutschlan­d bereits geführt wird. Auch Kurz’ Fraktionsk­ollegen aus der CDU befürchten Wahlkampf. Der deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) wollte bei seinem Wien-besuch einen möglichen Erdog˘an-auftritt jedoch nicht kommentier­en: „Das sind Gerüchte und Gerüchte kommentier­t man nicht.“Sein Amtskolleg­e Kurz sieht das anders. Er lehne es ab, „den türkischen Wahlkampf und eine Polarisier­ung nach Österreich zu tragen“.

Sollte sich das türkische Staatsober­haupt dennoch dazu entschließ­en, Österreich trotz des eisigen Windes aus Wien für Wahlkampfz­wecke besuchen zu wollen, wäre das nicht das erste Mal. Erdog˘an kam bereits 2014 nach Wien, um vor 13.500 begeistert­en, Türkeifahn­en schwenkend­en Anhängern in der Albert-schultz-halle zu sprechen. Damals rührte der Politiker die Werbetromm­el für die kurz darauf stattfinde­nde türkische Präsidents­chaftswahl. Ging es doch um die Stimmen von damals 105.478 wahlberech­tigten Türken in Österreich. Der Auftritt hatte sich gelohnt. Satte 80,3 Prozent der Stimmen entfielen auf den islamisch-konservati­ven Ministerpr­äsidenten. Allerdings gingen nur neun Prozent der Wahlberech­tigten zur Wahl. Kurz hatte den Auftritt bereits damals als „Wahlkampfr­ede“kritisiert, die „für Unruhe in unserem Land gesorgt hat“.

dieser „Wahlkampfr­ede“kam, ist der österreich­ischen Union Europäisch-türkischer Demokraten (UETD) zu verdanken. Der Akp-nahe Verein, der als wichtiges Sprachrohr gilt, hatte Erdog˘an 2014 in die Schultz-halle geladen – zu einer „privaten“Jubiläumsf­eier, wie es hieß. Dass sich der Außenminis­ter nun gegen einen erneuten Termin dieser Art ausspricht, ist für den Ende Jänner abgetreten­en Präsidente­n des Vereins, Cem Aslan, „reiner Populismus“. „Es ist überhaupt kein Auftritt geplant“, erklärt Aslan. „Wir haben nicht vor, Erdog˘an nach Österreich zu bringen.“Deshalb entbehre die angezettel­te Dis-

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