Was die Hühner von der Stallpflicht halten
Die jüngsten Fälle von an Vogelgrippe verendeten Schwänen bestätigen die Stallpflicht. Ein Bericht aus dem Hühnerstall.
Wenn Norbert Rathkienreich in der Früh das Schlafzimmerfenster zum Lüften öffnet, dann ist das gleichzeitig eine Kontrolle, ob am Hof alles richtig läuft. Denn läuft nicht alles richtig, schrillen alle Alarmglocken hier in Takern I in der Gemeinde St. Margarethen an der Raab – oder besser gesagt, alle 7400 Alarmglocken. Denn so viele Legehennen hat der Jungbauer und diese beschweren sich auch lautstark, wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Und alles andere als in Ordnung war es für die 7400 Damen, als ab 10. Jänner plötzlich die Türen ins Freie geschlossen blieben. „Am Anfang haben sie sich wohl lautstark beschwert“, sagt der 34-Jährige. Denn die Hennen sind daran gewöhnt, im Freien herumzuspazieren. Aber ihr Schutz ist dem Bauern wichtiger als ihr Gezeter. „Man hat mir gesagt, wenn sie das Virus haben, dann ist der Stall innerhalb von drei Tagen leer“, sagt er und seufzt.
Um seine Hennen zu versöhnen, ließ sich Rath-kienreich so einiges einfallen. „Ich habe ihnen einen Strohballen hingelegt, gleich im Ganzen, damit sie ihn zerzupfen können. Mit dem waren sie aber bald fertig.“
Im Wintergarten hat er auch ein Sandbad aufgebaut – so ähnlich wie eine Sandkiste für Kinder. Dieser „Pool“ist bei den Hennen sehr gefragt, dort herrscht ein rechtes Gedränge.
sie ihr Bad ja in der riesigen Freifläche nehmen, die weit bis in den Wald hineinreicht. „Dort sind sie übrigens am liebsten, im Wald – obwohl es für sie dort am gefährlichsten ist.“Denn dort lauern auch Füchse auf die Damen im braun-weißen Federkleid. „Für die sind die Hennen ,Running Sushi‘“, sagt Rathkienreich schmunzelnd.
Der Wintergarten aber, derzeit der liebste Platz für die Hennen, wenn nicht gerade Fressens- oder Schlafenszeit ist, geht über die ganze Stalllänge. Das Stalldach zieht sich über die Freifläche, ein enges Gitter schützt vor dem Eindringen von Wildvögeln. Den Weg ins Freie hat der Jungbauer blickdicht abgedeckt.
„Eigentlich hätte ich den Wintergarten nicht gebraucht, aber beim Umbauen habe ich gesagt, ich will wieder einen. Und jetzt bin ich froh, dass ich ihn habe“, sagt Rath-kienreich. Seine Hennen haben sich an das Leben auf engerem Raum gewöhnt. Sie gehen ihrer Arbeit nach und legen ihre Eier, als wäre die Welt völlig in Ordnung.