Strache stiehlt allen die Show
Österreichs Spitzenpolitiker machen in Niederbayern, was sie Erdog˘ an verbieten wollen: Wahlkampf im Ausland.
Die im typischen blauweißen Bayern-karo drapierten Biertische sind bis auf den letzten Platz gefüllt, als Frauke Petry, Heinz-christian Strache und Bayerns Afdchef Petr Bystron in die Halle einziehen. Das Publikum erinnert an die Anfangsjahre der FPÖ: vorwiegend Männer ab 50, wenig Frauen, kaum Jugend. Im Gespräch erfährt man, dass die meisten einst CSU oder CDU gewählt und sich wegen der Flüchtlingskrise verbittert oder verärgert von den Traditionsparteien abgewendet haben.
Gut tausend Afd-anhänger füllen die Reihen im ländlichen Osterhofen – nur einen Steinwurf von Vilshofen entfernt, wo Kern auftritt, ein paar Kilometer weiter die CSU in Passau, die Grünen in Landshut, die FDP in Dingolfing. Der vom legendären Franz Josef Strauß wieder zum Leben erweckte politische Aschermittwoch ist eine niederbayrische Skurrilität, die auf ganz wenige Gemeinden hinter der österreitürkei: chischen Grenze bei Schärding beschränkt bleibt.
Der FPÖ-CHEF stiehlt in Osterhofen allen Rednern die Show – nicht weil er dick aufträgt, sondern weil er als Einziger die Bierzeltrhetorik – jahrelang in Ried und sonst wo eingeübt – beherrscht. Während Afd-chefin Petry mit ihren selbstironischen Ausführungen eher zum Schmunzeln anregt, bedient Strache mit seinen deftigen Pointen die Lachmuskeln.
So reitet er schwere Attacken gegen CDU und CSU, die „unter der Woche lügen. Am Sonntag gehen sie beichten und glauben dann, es ist wieder alles gut.“Von der Kanzlerin redet Strache nur als „Mutti“. Zu ihrer Aussage „Wir schaffen das“meint er: „Wir schaffen das nicht und wollen das auch nicht schaffen.“Spd-kanzlerkandidat Martin Schulz werde als „Hoffnungsträger“gehandelt – nur: „So hoffnungsvoll möchte ich als Parteichef nicht sein, dass man einen Unsympathler sympathisch finden muss.“Wie später auch bei seinem abendlichen Auftritt in Ried bekommt das öffentlich-rechtliche Fernsehen sein Fett ab. „Die brauchen keine Zwangsgebühren, dafür reichen die Müllgebühren.“Bemerkenswert ist, dass Strache im Unterschied zu den anderen Afd-rednern eine gewisse Differenzierung vornimmt: „Ich bin kein Freund der Pauschalverurteilung Lügenpresse. Das ist zu einfach.“Und auch die Grünen kommen dran. „Ich habe lieber ein Haus im Grünen als einen Grünen im Haus.“Und dann seine bekannten Pointen zu Asyl, Islam und „Willst du eine soziale Wohnung haben, musst du ein Kopftuch tragen.“
Strache erntet kräftigen Applaus und „Zugabe“-rufe, Strache-taferln werden in die Höhe gehalten. In den Pausen schreibt er unentwegt Autogramme und posiert für Selfies, seine Frau weicht nicht von seiner Seite. Am Nachmittag übersiedelt er nach Ried zum traditionellen Aschermittwoch der FPÖ. Nicht wenige Pointen hat man bereits am Vormittag vernommen.