Ein Mindestlohn kann kontraproduktiv sein
Der Mindestlohn ist wieder ins Zentrum der wirtschaftspolitischen Debatte gerückt: 1500 Euro sollen die Sozialpartner noch in diesem Jahr im Auftrag – von wem eigentlich, der Regierung, des Bundeskanzlers? – aushandeln. Ansonsten würde das staatlicherseits geregelt werden.
Der Mindestlohn war schon immer ein Liebkind von Politikern unterschiedlichster Couleur, eine „Hände weg“-forderung für die meisten Ökonomen. Die wesentlichen Argumente für einen – letztlich staatlichen – Mindestlohn stützen sich auf Gerechtigkeitsvorstellungen: Arbeit muss gerecht entlohnt werden, Niedrigverdiener – oftmals Frauen, junge Beschäftigte, gering Ausgebildete – sollen mehr verdienen, damit soll Gleichberechtigung hergestellt und Lohnarmut beseitigt werden, und das ohne negative Nebenwirkungen. Für die Mehrzahl der Ökonomen haben staatliche Mindestlöhne einen trügerischen Charme, sie führen zu Arbeitsplatzverlusten, vor allem bei Minderqualifizierten, und sind kein Mittel, die Armut zu beseitigen. Ein Mindestlohn erzeugt – empirisch weitgehend abgesichert – aufgrund der dem Arbeitsmarkt innewohnenden Dynamik kontraproduktive Wirkungen: Menschen mit niedriger Produktivität werden vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, werden durch Maschinen ersetzt, die Produktion wird in Länder verlagert, wo für einfache Tätigkeiten niedrigere Löhne gezahlt werden. All dies hat vor allem langfristig negative Auswirkungen auf die Beschäftigung.
Lohnfindung war und ist eine der wenigen genuinen Aufgaben der Sozialpartner – sie wissen am ehesten, wie viel an Entlohnung für welche Arbeit ohne negative Beschäftigungsfolgen möglich ist. Lohnpolitik ist nicht Aufgabe des Staates und der Politik, sondern von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern, die dies einigermaßen effizient und mit herbstlichen Lohnverhandlungsritualen erledigen. nsere Welt ist nicht die beste aller möglichen: Es gibt Armut, Benachteiligung, ungerechte Arbeitsbedingungen und -entlohnungen. Nur: Daran wird ein staatlich verordneter Mindestlohn nichts ändern. Die wirklichen Herausforderungen der Politik liegen in anderen Bereichen.
„Für die Mehrzahl der Ökonomen haben staatliche Mindestlöhne einen trügerischen Charme.“
U