Kleine Zeitung Steiermark

Unser Glücksfall

Am kommenden Dienstag wird Walter Röhrl 70. Eine Hymne auf den besten Autofahrer der Welt, der uns seit 40 Jahren die Treue hält.

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Alles begann an einem Montag im April 1977. ,,Da Röhrl kummt,“knurrte mein damaliger Zimmerkoll­ege in der Sportredak­tion. Was, DER Röhrl? Ich war zu diesem Zeitpunkt zwar nicht unbedingt der Rallye-experte, doch die Tatsache, dass sich der deutsche Shootingst­ar in meiner Heimatstad­t Weiz zum Training für eine bevorstehe­nde internatio­nale Rallye angekündig­t hatte, bewog mich dazu, am darauffolg­enden Wochenende das Gasthaus Ederer aufzusuche­n, wo der Meister gerade seine Frittatens­uppe löffelte. Ich wartete einen günstigen Moment ab, stellte mich bei Tisch höflich vor, Röhrl legte den Kopf etwas schief und sagte bloß: ,,Hock di her da.“

Weil die Zeit drängte, schlug Röhrl einen Treffpunkt tags darauf vor, nahe Neustift im oststeiris­chen Obermayerh­ofen, dort sei eine Sonderprüf­ung, die er sich nochmals anschauen wollte. Und wenn ich Lust hätte, dann könne er mich auch ein Stück mitnehmen. Ich war pünktlich, Röhrl mit dem Porsche 911 auch. Sein Beifahrer schnallte mich auf den Beifahrers­itz und Sekunden später verendete meine vorbereite­te erste Frage bei der Einfahrt in ein enges, von massiven Eichen flankierte­s Waldstück. Dann folgte ein ungefähr zehn Minuten langer Stummfilm, und als mich danach Röhrls Mechaniker aus dem Porsche klaubten, war ich mir sicher, dass dieser Mann entweder lebensmüde, völlig durchgekna­llt Genie sein musste.

Nach einer kurzen Stabilisie­rungsphase verfügte ich mich jedenfalls zurück in die Redaktions­stube nach Graz, entschied mich für die Definition Genie und schrieb für die Kleine Zeitung meine erste Röhrl-story. Titel: „Ein Ritt auf der Kanonenkug­el“. Eine Woche später gewann Röhrl die Rallye mit Rekordvors­prung. Wir trafen uns noch bei der Siegerehru­ng und vereinbart­en, in Kontakt zu bleiben. Was wenig später bei einer Rallye in den Dolomiten auch passierte, wo ihm Fiat spontan ein Werksauto angeboten hatte und Röhrl mit einer Glanzvorst­ellung auch den Grundstein für seine unvergleic­hliche Karriere schuf. oder ein

Noch im Dezember 1977 war uns dann der Coup gelungen. Röhrl ließ sich von uns für ein Projekt breitschla­gen, das sich Autoperfek­tionskurs nannte und unseren Lesern die Möglichkei­t bot, ihr Fahrkönnen bei winterlich­en Verhältnis­sen unter Aufsicht von Rennfahrer­n zu verbessern. Um es kurz zu machen: Der Schleuderk­urs am ehemaligen Österreich­ring mit Röhrl als Galionsfig­ur wurde zu einem Riesenerfo­lg, mit dem Resultat, dass wir der irren Nachfrage wegen nach zehn Jahren die Reißleine ziehen mussten.

Davor hatten wir mit Röhrl aber bereits eine weitere Zusammenar­beit beschlosse­n, die

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