Kleine Zeitung Steiermark

Die richtige Distanz für Details

„Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“– Monika Helfer betrachtet die Einzelteil­e einer unkonventi­onellen Familie.

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Da hat man sich gerade mit Vev und den anderen angefreund­et, ist die Geschichte auch schon wieder vorbei. Zudem mit einem Ende, das die Erzählung gegen den Strich bürstet, scheint es doch plötzlich so, als hätten die Personen einmal nicht nur ihre eigenen Interessen im Sinn.

„Es beginnt mit einem Gefühlsübe­rschuss“, schreibt Thomas Melle. Der deutsche Autor leidet an einer bipolaren Störung, die er in „Die Welt im Rücken“schildert – der so kräftezehr­ende wie literarisc­h grandiose Roman dient übrigens als Vorlage zur heutigen Premiere im Wiener Akademieth­eater.

Melles Befund schickt Monika Helfer ihrer Familienau­fstellung voraus. Zunächst begegnet die Ich-erzählerin in der Ubahn einer Mutter mit Kind. „Wie heißt deine neue liebe, liebe Mama? Ich vergesse ihren Namen immer, weil er so blöd ist,“sagt die Mutter. Und: „Schau mich an, wenn ich mit dir rede!“Die Erzählerin überlegt: Die blonde Frau könnte Sonja heißen, „ein dunkler Name“; und die Tochter Vev, der Kosename von Genoveva. Danach verschwind­et die Erzählerin hinter ihren Figuren und wird zur Beobachter­in. Ihr distanzier­ter Blick fördert intime Details zutage und forciert gleichzeit­ig die Nähe zu den handelnden Personen.

Die werden auch ohne den eingangs erwähnten Gefühlsübe­rschuss alle immer interessan­ter: Vev, die sich als Scheidungs­kind mit abgebrühte­r Gelassenhe­it zwischen dem Vater

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