Koch dich frei!
Frühlingskur für Leib und Seele: Vierhaubenkoch Rudi Obauer hat einen Leitfaden für bewusstes Zubereiten und Genießen verfasst – zum Nachspüren und Nachkochen.
Rudolf Obauer, Vierhaubenkoch aus Werfen, hat ein ungewöhnliches Kochbuch verfasst. Ein Werk auf knapp 115 Seiten mit nur sieben Rezepten. In kürzester Zeit zu lesen, könnte man meinen. Doch es ist so gehaltvoll, dass man es gern in kleinen Portionen konsumiert und immer wieder zur Hand nimmt. So findet man sich bald darüber grübelnd, wie man wohl festgefahrene Lebensoder Essgewohnheiten auflockert wie Gartenerde nach dem Winterschlaf. Genau genommen kommt das Buch jetzt im Frühling gerade recht, denn es ist eine Art Entschlackungsanleitung für Körper und Geist. Die Kleine Zeitung hat den Ausnahmekoch um fünf Essenzen gebeten. Rudolf Obauer über ...
Frei zu sein, bedeutet für mich unter anderem, dass ich mich bewegen kann, wie ich will. Dass ich schuldenfrei bin und selbst denke, also nicht jemand anderem die Entscheidung überlasse, weil’s so viel einfacher ist. Wenn ich mich etwa abhängig von dem mache, was mir in Kinderaugenhöhe in den Geschäften verpackt vorgesetzt wird, bin ich nicht frei. Will man aber gedanklich frei sein, muss man sich auch die „Nebenwirkungen“überlegen. Nicht allen
schmeckt die Wahrheit. Nur so viel dazu: Wie kann jahrhundertealtes Salz ein Ablaufdatum haben?
Wenn in einer Schule internationale Süßwaren, Fertigpommes, Burger angeboten werden und darunter „regional“steht, weil das ein Verkaufsargument ist, ist das nicht tragbar. Isst man das Zeug, wird man so müde, dass keine Leistung mehr abrufbar ist. Der mündige Bürger in einem entwickelten Land muss die Chance haben, sich auszusuchen, wie er seinen Körper „betankt“. Analogkäse etwa dürfte gar nicht Käse heißen. Das sollte Analoggummi heißen.
Unter Druck hat man Lust auf Süßes, weil das Gehirn schnelle Energie braucht. Lange Zeit misst man dem keine Bedeutung bei, missachtet die Warnzeichen, bis einem der Körper die Rechnung präsentiert. Wenn ich Stress abbauen will, gehe ich in die Natur oder koche mir etwas, und lasse dabei meine Gedanken schweifen. Das Kochen hat schon was – viele Manager besuchen Kochkurse. Wobei ein richtiger Kochkurs am Morgen in der Natur oder mit Besuchen bei Produzenten beginnen sollte,
nicht erst mit dem Aperitif.