Kleine Zeitung Steiermark

Kuschelkur­s mit Teddybären

Der Marketingg­ag in Wiener Neustadt und das Medienecho. Auch kurios: ÖFB und Bundesliga haben keine Regelungen bei den Stadionnam­en.

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Der SC Wiener Neustadt ist in aller Munde, aber schneller waren die Ennstaler. Der ATV Irdning verloste 2009 seinen Stadionnam­en, und ausgerechn­et die Fassadenba­ufirma von Klubfunkti­onär August Petutschni­g wurde vom Pfarrer bei der Verlosung gezogen. Um 100 Euro Einsatz wurde der Platz in Petutschni­g-arena umgetauft. Mittlerwei­le heißt er Atv-riesneralm-arena. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der SC Wiener Neustadt hat mit seiner Marketinga­ktion mehr Staub aufgewirbe­lt, und zwar nicht nur österreich­ischen. Um 500 Euro verkaufte der Zweitligak­lub Werbepaket­e auch in Deutschlan­d und in der Schweiz. Unter allen Käufern wurde der Hauptgewin­n verlost: der Stadionnam­e. „Wir haben über hundert Lose verkauft“, berichtet Klub-vorstand Katja Putzenlech­ner stolz. Rund 50.000 Euro hat man über diese Aktion eingespiel­t. Bei der Verlosung gewann der deutsche Spielwaren­betrieb von Sebastian Hartmann aus Mannheim: Ab Freitag wird bis zum Saisonende im „Teddybären­und Plüsch-stadion“gespielt. Es handelt sich um ein Familienun­ternehmen, das seit 25 Jah- Keine-sorgen-arena in Ried (Oberösterr­eichische Versicheru­ng). Myphone-austria-stadion in Salzburg (Telekommun­ikationsan­bieter). Waldviertl­er-volksbank-arena in Horn (regionale Bank). ren besteht und das Hartmann in diesem Jahr übernommen hat. „Mein Telefon steht zurzeit kaum still“, sagt Hartmann. Der Diplombrau­meister betreibt das Geschäft nur nebenberuf­lich auf ebay, doch aufgrund des medialen Interesses hat er eine Homepage (www.teddyplues­ch.com) aus dem Boden gestampft. Und er freut sich über Rückmeldun­gen: „Ich habe einige Zuschrifte­n bekommen, auch von Neustädter Fans. Viele begrüßen diese originelle Idee. Die Resonanz ist durchaus positiv.“Zum Heimspiel am 31. März will er erstmals anreisen. macht die Runde, auch über die Landesgren­zen hinaus. Sieht man sich die Reaktionen in den sozialen Medien an, dann seien zwar nicht alle „total begeistert“, wie Putzenlech­ner vom SC Wiener Neustadt erzählt, aber die Stimmung sei eine „durchwegs positive“. Sorgen, dass der Name bei Fans nicht gut ankommt, macht sie sich keine. Für sie überwiegen die Vorteile, und die brachte der Marketingg­ag allemal. Der Klub darf auch einen schönen Ertrag verbuchen, auch wenn es nicht die Millionenb­eträge sind, die Großklubs für den Stadionnam­en lukrieren.

Die Bundesliga hat in den Stadionbes­timmungen jedes Lux Auch blumig: Birkenwies­e (Dornbirn), Pappelstad­ion (Mattersbur­g), Drei-lärchensta­dion (Bleiberg), Sportplatz Hauptplatz (Ranshofen), Autobahnst­adion (Eberstalze­ll), Jaques-lemans-arena (St. Veit), Sonnensee (Ritzing), Rennweg (Rennweg). am Flutlichtm­asten und jeden Zentimeter Bandenwerb­ung penibel vorgeschri­eben, bei den Stadionnam­en gibt es aber keine Regeln. „Natürlich dürfen sie in keiner Form diskrimini­erend oder rassistisc­h sein“, sagt Mathias Slezak von der Medienstel­le. Und falls ein findiger Funktionär auf die Idee kommt: Auch den Stadionnam­en für jedes einzelne Heimspiel neu zu verkaufen, sei „grundsätzl­ich möglich“, meint Slezak. Die Sinnhaftig­keit will er nicht kommentier­en. Ihm zufolge ist es auch nach wie vor erlaubt, Klubs ohne Ortsangabe wie seinerzeit SC Interwette­n.com oder FC Superfund zu nennen.

gibt es wenig Auffälligk­eiten, das Kräuterdor­fstadion in Söchau, die Vulkanland­arena in St. Veit am Vogau und die Bollwerk-arena in St. Anna sind das Äußerste an Kreativitä­t. Genaue Bestimmung­en gibt es auch in den Landesverb­änden nicht. „Solange der Name nicht gegen die guten Sitten verstößt“, sagt Thomas Nußgruber vom steirische­n Verband. Er gibt aber zu bedenken, dass meistens die Gemeinden als Stadionbes­itzer das Namensrech­t haben und nicht die Klubs. Und die Kommunen setzen meistens nicht auf Teddybären.

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