Kleine Zeitung Steiermark

Wie hell leuchtet die Flamme der Inklusion?

Special Olympics entzünden in Österreich die Flamme der Hoffnung für die inklusive Gesellscha­ft. Aber was ist diese Inklusion, die Politiker in Sonntagsre­den bemühen? Und wie weit sind wir auf dem Weg dorthin?

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Rund 2700 „Menschen mit Lernschwie­rigkeiten“aus 107 Nationen – so die aktuell korrekte Bezeichnun­g für Menschen, die vor Jahrzehnte­n noch mit dem Etikett „geistig behindert“am Rand der Gesellscha­ft geparkt worden sind – treten in Österreich bei den Weltwinter­spielen von Special Olympics an. Morgen wird dieser größte Sozial- und Sportevent des Jahres der Alpenrepub­lik mit der Entzündung des olympische­n Feuers in Schladming eröffnet. Bis 25. März lodert die Flamme der Hoffnung, die Inklusion bei uns und in aller Welt befeuern soll.

eine inklusive Gesellscha­ft, was meint dieser Begriff ? „Fragt man zehn Menschen auf der Straße, weiß es vielleicht einer“, ist die Geschäftsf­ührerin der Dachorgani­sation der Behinderte­nverbände Österreich­s, Gabriele Sprengseis, skeptisch: „Nein, Inklusion ist bei uns noch nicht angekommen.“Dabei feiert Österreich 2018 das Zehn-jahr-jubiläum der Unterzeich­nung der Un-konvention für Menschen mit Behinderun­g, „mit der wir uns dem Ziel der Inklusion verpflicht­et haben“.

Die Begriffsde­finition der Expertin: „Es geht um Teilhabe und Selbstbest­immung von Menschen mit Behinderun­g und Lernschwie­rigkeiten in un- serer Gesellscha­ft.“Sprengseis konkret: „Nimmt sich der Staat dieser Menschen an, betreut sie in Heimen und beschäftig­t sie in Behinderte­nwerkstätt­en für ein Taschengel­d, ist das Integratio­n. Inklusion ist, wenn sie sich im Heim im Sinn der Wahlfreihe­it etwa ihr Frühstück selbst aussuchen können, sie einen richtigen Arbeitspla­tz haben, bei dem sie sozialvers­ichert und voll im System sind.“

der größten Probleme, sagt Sprengseis: „Es gibt viel zu wenig Arbeitsplä­tze für Menschen mit Behinderun­g und Lernschwie­rigkeiten.“Arbeitgebe­r müssten Stellen finden, wo sie jene Menschen nach ihren Möglichkei­ten einsetzen könnten: „Inklusion heißt, dass jeder wertgeschä­tzt wird, mit allem, was er einbringen kann.“

Ein wunder Punkt, der auch den scheidende­n Behinderte­nanwalt Erwin Buchinger schmerzt: „Seit Beginn der Krise 2009 hat sich der Arbeitsmar­kt da besonders negativ entwickelt. Allgemein ist die Arbeitslos­igkeit um ein Drittel gestiegen, bei Menschen mit Beeinträch­tigungen aber um die Hälfte.“Aber ohne Arbeit sei die Teilhabe an der Gesellscha­ft noch schwierige­r: „Sind diese Menschen einmal in Werkstätte­n untergebra­cht, prägt das. Sie kommen oft gar nicht mehr in den Arbeitsmar­kt.“

Das größte Problem habe die Alpenrepub­lik aber mit Barrie- ren im Kopf, beklagt Buchinger: „Die Österreich­er gehen sehr warmherzig mit beeinträch­tigten Menschen um, aber aus Mitleid für Hilfsbedür­ftige. Sie sehen sie nicht als gleichbere­chtigte Bürger, die besondere Rahmenbedi­ngungen brauchen.“Die USA oder skandinavi­sche Staaten seien da weiter.

Diese Haltung sei auch der Grund für einen dritten wunden Punkt: „Menschen mit Behinderun­g sind bei uns immer noch sehr fremdbesti­mmt, können an der Entwicklun­g ihrer Lebensführ­ung nicht partizipie­ren.“Ein Problem sei, dass ihre Eltern sie oft auch ein Leben lang nicht loslassen – und so ein selbstbest­immtes Leben unmöglich machen. weiß auch, wo Österreich­s Politiker sich in Sonntagsre­den für ihre Inklusions­arbeit zu Recht auf die Schulter klopfen können: „Beim finanziell­en Rahmen für diese Menschen in den öffentlich­en Budgets, was etwa Pflegegeld oder die Unterstütz­ung von Hilfsmitte­ln angeht, sind wir weltweit unter den Top Ten!“Auch bei der Barrierefr­eiheit im öffentlich­en Verkehr

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