Kleine Zeitung Steiermark

Private sollen steirische­s Leitspital bauen

Exklusiv: Diakonisse­n sollen neues 300-Millionen-euroleitsp­ital in der Obersteier­mark bauen und die gesamte Versorgung in der Region übernehmen.

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Es ist ein aufsehener­regender Geheimplan, der gerade hinter den Kulissen ausverhand­elt wird: Ein neues 300-Millionen-euro-leitspital soll in der Obersteier­mark (Raum Irdning/trautenfel­s) entstehen. Dort werden die Krankenhäu­ser von Schladming, Bad Aussee und Rottenmann auf einem Platz zusammenge­fasst. Bauen und betreiben sollen das Spital die Diakonisse­n, ein privater gemeinnütz­iger Krankenhau­sbetreiber, der auch das Krankenhau­s in Schladming führt. Pläne, wie man zum Beispiel die Unfallchir­urgie-versorgung in Schladming aufrechter­halten kann, gibt es auch bereits.

Das gesamte Vorhaben ist weit gediehen, Ende März findet ein richtungsw­eisendes Treffen zwischen den Vertre- tern der Diakonisse­n und Landesrat Christophe­r Drexler statt. Dann kann ein Zeithorizo­nt genannt werden, wann das neue Leitspital steht – und in welcher Form die Zusammenar­beit kommen wird.

Die Hintergrün­de, warum das Land diesen Weg wählt, sind klar: Man hat aktuell nicht genügend finanziell­e Mittel, das neue Spital selbst zu bauen. Die Spitalsges­ellschaft Kages befindet sich in der Flügelzang­e zwischen Spardiktat­en und Versorgung­sauftrag, in den nächsten Jahren müssen über 100 Millionen Euro eingespart werden.

Für Drexler ist das Vorhaben außerdem ein Elchtest auf dem langen Weg zu seiner Gesundheit­sreform. Erstmals würde ein anderer Betreiber als die Kages die Versorgung einer ganzen Region übernehmen. Das ist politisch äußerst brisant: Genau über diese Idee ei- ner De-facto-privatisie­rung ist Vorgängeri­n Kristina Edlingerpl­oder gestolpert (Barmherzig­e Brüder hätten das LKH West übernehmen sollen). ÖAAB und Kages haben damals klar gegen das Projekt opponiert. Es ging dabei um die komplizier­te Übernahme der Landes-mitarbeite­r und um unterschie­dliche Ansätze der Kages.

Aber Drexler hat derzeit so gut wie keine Alternativ­en zum neuen Leitspital, weil diverse gesetzlich­e Vorgaben (Ausbildung, Arbeitszei­t etc.) nur noch den Betrieb von großen Zentralspi­tälern erlauben. Die Obersteier­mark steht außerdem vor einem Versorgung­snotstand, längst sind Probleme in vielen Bereichen bekannt. Wenn hier nicht Primär-versorgung­szentren und Facharztze­ntren entstehen, kann selbst das beste neue Spital wenig ausrichten.

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