Kleine Zeitung Steiermark

„Wer legt fest, was westliche Kleidung ist?“

Leserinnen und Leser kritisiere­n das Kopftuch-urteil des EUGH, wenn auch aus unterschie­dlichen Gründen.

- Alfred Hager,

Was unser Leben reicher macht? Wenn eines unserer fünf Enkelkinde­r (28, 26, 24, 21 und 20 Jahre alt) anruft oder uns besucht. Es freut uns, wenn wir an ihrem Leben teilhaben können.

Hans und Huberta Longitsch, Bad Bleiberg Es freut mich so sehr, dass ich noch einen Frühling erleben kann, immerhin bin ich schon 91 Jahre alt und wer weiß ...? Jeder Tag ist schon ein Geschenk für meine Generation! Klara Rauch, Graz

Das sogenannte Kopftuchve­rbot des Europäisch­en Gerichtsho­fes (EUGH) geht am Kern der Sache vorbei, ja, ist sogar kontraprod­uktiv! Denn eines müsste man wissen: Das Tragen eines Kopftuches wird einer Muslima nicht – wie es immer behauptet wird – durch den Koran vorgeschri­eben. Das Kopftuch ist nämlich in erster Linie kein Glaubensze­ichen, sondern als ein politische­s Symbol zu werten.

Nun hat der EUGH einem Kopftuchve­rbot stattgegeb­en, wenn alle anderen Glaubenssy­mbole ebenfalls entfernt werden. Damit wird das christlich­e Kreuz aber sukzessive aus unserem Alltag verbannt und es wird das erreicht, was Despoten à la Erdog˘an wünschen. Das Eugh-urteil war also für unser (noch) christlich­es Abendland ein Schuss ins Knie! Graz Vor einigen Tagen hat der EUGH verkündet: Der Arbeitgebe­r darf unter bestimmten Voraussetz­ungen das Tragen des Kopftuches als verbieten.

Das steirische BFI hat nicht lange gewartet und das Tragen des Kopftuches für die Trainerinn­en verboten. Interessan­t wäre für mich: Hat es Anlassfäll­e gegeben, wo es gegen muslimisch­e Mitarbeite­rinnen mit dem Kopftuch Beschwerde­n von Kunden gab?

Ich, muslimisch­e, emanzipier­te Akademiker­in stelle jetzt die Frage, westliche Demokratie, wie entwickels­t du dich? Was wird uns Frauen noch vorgeschri­eben? Kann mir irgendjema­nd bitte sagen, was westliche Kleidung ist und was nicht?

Wann wird der Tag kommen, wo wirkliche frauenspez­ifische Probleme in unserem Land angesproch­en werden? Wie gut sind unsere Kinderbetr­euungseinr­ichtungen, haben wir überhaupt genug? Ab 11. Oktober arbeiten Frauen in Österreich kostenlos, weil sie im Vergleich mit männlichen Kollegen unterbezah­lt sind. Liebe österreich­ische Politik: DAS sind die Probleme der Frauen in Österreich – einer Muslimin genauso wie einer Nichtmusli­min! Religionss­ymbol Warum kann man das Kopftuchve­rbot nicht auch positiv sehen? Vielleicht könnten dann einige Frauen, die sich gerne ohne Kopftuch zeigen möchten, sich aber nicht trauen, dann zumindest so zur Arbeit gehen. Ich verstehe die ganze Debatte bezüglich Kleidervor­schriften (Stichwort: Kopftuchve­rbot) vom Dienstgebe­r beim besten Willen nicht. Es gibt viele Berufe, bei denen bestimmte Kleidung vorausgese­tzt wird. Nur beim Kopftuchve­rbot ist es plötzlich ein riesiges Problem. Bankangest­ellte müssen auch bei 35 Grad im Schatten Anzug mit Krawatte tragen, die würden vielleicht auch lieber mit leichter Bekleidung am Schalter stehen. In meinen Augen ist es aber vorauseile­nde politische Korrekthei­t oder was auch immer, gleich auch das Tragen von Anhängern mit einem Kreuz oder dergleiche­n zu verbieten. Noch leben wir in einem mehrheitli­ch katholisch­en Land.

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