Private wie Unternehmen legen 2016 Milliarden auf die hohe Kante. Kreditnehmer wurden stark entlastet.
Was kann die Nationalbank noch über Kredite, Einlagen und Zinsen sagen, wenn vor fast genau einem Jahr die Europäische Zentralbank EZB den Nullzins eingeführt hat? Johannes Turner, Chef der Statistik der Oesterreichischen Nationalbank OENB, stellt diese Frage selbst in den Raum, um dann mit Zahlen aufzuwarten, die in ihrer Dimension erstaunen. Vom Sparen haben die Nullzinsen nämlich herzlich wenige abgehalten. Private Haushalte legten um 4,4 Prozent oder 9,9 Milliarden Euro mehr auf die hohe Kante. Und das bei Zinssätzen von durchschnittlich 0,33 Prozent. Unternehmen bunkerten 2016 mit 6,5 Milliarden Euro um fast zwölf Prozent mehr Geld bei den österreichischen Banken. Firmen haben nun die Rekordsumme von 60 Milliarden Euro bei den Kreditinstituten geparkt.
nennt Turner als Hauptursache für das Sparverhalten. Sicherheitsdenken dürfte auch hinter dem 3,2prozentigen Plus bei Krediten an private Haushalte stehen. Das Geld floß nämlich in Wohnbaukredite. Das Volumen bei Konsumkrediten sank deutlich, auf sie entfallen nur noch 19 Milliarden Euro der insgesamt 153 Milliarden Euro, die sich private Kreditnehmer bei den Banken geborgt haben. Rund 100 Milliarden davon sind Wohnbaukredite. Kreditnehmer sparen durch den Nullzins viel: Pro Quartal zahlen private Haushalte derzeit 900 Millionen Euro Zinsen. 2007 waren es noch 1,7 Milliarden gewesen, obwohl das Kreditvolumen mit 121 Milliarden Euro noch viel kleiner war.
angesichts der Inflation, ist Turner zufolge nicht selten. Im Gegenteil, wie der Langfrist-vergleich der OENB ab 1960 zeigt: Rund zwei Drittel dieser fast 60 Jahre haben Realzinsverluste gebracht, nur ein Drittel Zinsgewinne. Turner: „Individuell kann das ganz anders aussehen.“Auch über das baldige Ende der Nullzinszeit sagt die Statistik natürlich nichts.