Kleine Zeitung Steiermark

Wer soll sich an wen anpassen?

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BWilder mit Kindern sind in der Politik gerne gesehen. Aber selten werden Kinder als eigenständ­ige Wesen mit Bedürfniss­en und Wünschen respektier­t. Da sie weder wählen dürfen noch eine finanzkräf­tige Interessen­vertretung hinter sich haben, fallen im politische­n Alltag ihre legitimen Bedürfniss­e regelmäßig unter den Tisch.

Ein Beispiel dafür ist die Diskussion um die Arbeitszei­tflexibili­sierung: Während darüber debattiert wird, unter welchen Bedingunge­n ein 12-Stunden-tag für Arbeitnehm­er/-innen zumutbar ist, kommen Kinder nur am Rande mit der Forderung nach längeren Kindergart­enöffnungs­zeiten vor.

Ja, Kindergärt­en sollen sich an die Bedürfniss­e der Familien anpassen. Doch eben der Familien, da gehören die Kinder auch dazu. Und je nach Alter und Entwicklun­gsgrad des Kindes gibt es unterschie­dliche Bedürfniss­e in der Betreuung. Warum sind die Interessen der Erwachsene­n wichtiger als die gesunde Entwicklun­g der Kinder? Welche Voraussetz­ungen braucht ein Kind, um 12 Stunden in einem Kindergart­en glücklich zu sein?

Auch in der Fortpflanz­ungsmedizi­n dreht sich auf den ersten Blick alles um Kinder. Doch sieht man genauer hin, dreht sich vor der Geburt alles um die Interessen der Eltern, die Bedürfniss­e der Kinder kommen nicht vor. Das Wunschkind als legitimes Lebensziel der Eltern hat im gesellscha­ftlichen Diskurs die legitimen Interessen der Kinder völlig verdrängt.

Ein weiteres Beispiel lieferte kürzlich die Agenda Austria mit ihrem Vorstoß, die Gehaltssch­ere durch eine radikale Verkürzung der Karenzzeit­en zu schließen. Der konkrete Vorschlag: je sechs Monate Karenz pro Elternteil, dann sofortiger Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n.

Ein Vorschlag, der sich ausschließ­lich an wirtschaft­lichen und frauenpoli­tischen Interessen orientiert, die Perspektiv­e der Kinder wurde dabei konsequent ausgeklamm­ert. ir vom Katholisch­en Familienve­rband wollen mit der Kampagne „Kindern eine Stimme geben“erreichen, dass auch die Interessen von Kindern vertreten werden.

„Warum sind die Interessen der Erwachsene­n wichtiger als die gesunde Entwicklun­g der Kinder?“

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