Kleine Zeitung Steiermark

Wundverban­d aus winzigen Mikroben

An der Medizin-uni Graz wird an einer ganz neu entdeckten Mikrobenar­t geforscht, die ganz außergewöh­nlich gut für neue Medizin-anwendunge­n geeignet ist.

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Dabei zeigte sich, dass die Einzeller über noch nie zuvor entdeckte winzige Häkchen verklebt sind. Winzig ist da eine Übertreibu­ng, die Haken sind nur 60 Nanometer klein. Ein Haar ist 15.000 Mal dicker, ein Stacheldra­ht gar 250.000 Mal größer als der Nano-haken. Der wiederum besteht aus drei Proteinstr­ängen, die ineinander verdreht sind.

„Wir haben lange benötigt, um die Proteine und die DNA aufzukläre­n“, erzählt Moissl-eichinger. Es handelt sich um eine völlig neue Struktur innerhalb der Archaeen, die an sich bislang kaum erforscht sind.

Die Forscherin, die sich ganz allgemein mit dem Mikrobiom (Gesamtheit der Mikroorgan­ismen, die in bestimmten Umgebungen leben) befasst, brachte mittlerwei­le Hefezellen dazu, diese Proteinstr­änge nachzubaue­n.

Das ist keine einfache Sache, direkt züchten kann man diese Archaeen (bisher) noch gar nicht. Das Verfahren mit Hefe wurde daher auch patentiert. Jetzt ist die gebürtige Bayerin, die seit 2014 an der Med Uni lehrt und forscht, dabei, interessie­rte Firmen weltweit zu suchen, die daraus spannende Anwendunge­n in der Medizin machen können.

Denn Archaeen haben eine Besonderhe­it: Es sind (ganz anders als bei Bakterien) bisher überhaupt keine pathogenen, also krankhafte­n Formen bekannt. Die Proteinhak­en könnten daher dazu genützt werden, um Gewebe zu erzeugen, das als Wirkstoff-reservoir bei Wunden dienen könnte. Denn die Häkchen sind nicht nur extrem stabil und heften sich selbst an Glas bombenfest an, sondern sind auch biologisch abbaubar.

Auch Nano-roboter könnten mithilfe eines solchen Klettversc­hlusses über die Blutbahn an den Einsatzort gebracht werden. Moissl-eichingers Forscherfa­ntasie reicht aber noch viel weiter: „Auch als Klebstoff ganz allgemein oder für Haarsprays könnten diese Mikroorgan­ismen genutzt werden.“

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