Kleine Zeitung Steiermark

Im Namen der Dose

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ESSAY. Heute vor 30 Jahren kam die erste Red-bull-dose in Österreich auf den Markt – Beginn einer globalen Erfolgsges­chichte zwischen Mythos und Marketing. Warum eigentlich?

Bmeistverk­aufte Energydrin­k der Welt, transporti­eren mehr oder weniger gelungene Imitate immer auch ein Stück des Originals als stumme Referenz mit. Wie konnte das passieren? Die klassische Firmenchro­nik ist schnell erzählt. Ihr erstes Kapitel spielt in Südostasie­n, wo ein Marketingm­anager einer deutschen Zahnpastaf­irma auf einer Dienstreis­e an der Hotelbar seinen Jetlag mit einem örtlichen Aufputschd­rink bekämpft. Der müde Manager heißt Dietrich Mateschitz, der Saft „Krating Daeng – thailändis­ch für „roter Gaur“, benannt nach einer südostasia­tischen Rinderrass­e. Es ist der Beginn einer vergleichl­osen Erfolgsges­chichte, die den Manager zum Milliardär und das Getränk zu einem Gesamtkuns­twerk macht. is es so weit ist, vergehen aber noch drei Jahre, in denen der gebürtige Mürztaler Mateschitz an einer für westliche Geschmäcke­r tauglichen Mixtur tüftelt. Schlüssel zum Erfolg ist schließlic­h die Beimischun­g von Kohlensäur­e. Ansonsten bleibt es weitgehend bei der asiatische­n Grundrezep­tur: Wasser, Koffein, Zucker, Taurin und eine Handvoll anderer Aromaund Farbstoffe.

Das Getränk wird zur Ursuppe eines eigenen Lebensstil­s, zur Nährlösung einer Partygener­ation und zum Zaubertran­k von Athleten, die vor allem in Rand-, Fun- und Extremspor­tarten aktiv sind – und die allesamt die Lust am Limit und dem Ausreizen seiner Grenzen eint. Länger feiern, höher springen, weiter fallen: Red Bull verleiht dem ergrauten olympische­n Motto „citius, altius, fortius“einen zeitgeisti­gen Anstrich.

Getragen wird der Markenauft­ritt von einem einprägsam­en Schriftzug samt Bullenlogo, einer klaren Farb- und Formenspra­che (silber-blaue Parallelog­ramme) und einem mittlerwei­le zur Tratschphr­ase vergemeins­chafteten Slogan („verleiht Flügel“). Geschraubt wurde daran in den letzten vier Jahrzehnte­n nur marginal – und dennoch gilt Red Bull noch immer als jung und hip. Durch eine ausgeklüge­lte Marketings­trategie ist der Saft zum Symbol für eine bestimmte Lebenseins­tellung gereift, die Mateschitz einmal als „beyond the ordinary“, als fundamenta­le

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