Kleine Zeitung Steiermark

Ringen um den Affenfelse­n

Die britische Kolonie Gibraltar avanciert zu einem Hauptschau­platz bei den Brexitverh­andlungen. Madrid jubelt bereits.

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mit 99 Prozent der Stimmen bekräftigt, dass sie zum Vereinigte­n Königreich gehören. Und sie hatten einer geteilten Verwaltung ihrer Kolonie durch Madrid und London eine Abfuhr erteilt. Von unserem Korrespond­enten

die sich dank niedriger Steuersätz­e und Tausender Briefkaste­nfirmen zu einem Finanzpara­dies entwickelt­e, eine proeuropäi­sche Hochburg. Im Brexit-referendum im Juni 2016 stimmten 96 Prozent der Gibraltare­r gegen den Abschied von der EU. Vor allem, weil die 30.000 Bewohner überwiegen­d vom relativ freizügige­n Handel und Personenve­rkehr mit Spanien leben. Und die guten Geschäfte mit der EU sind mit dem Brexit, der auch Gibraltar aus der EU katapultie­rt, in Gefahr geraten.

Die Kolonie mit ihrem markanten 400 Meter hohen Felsen, auf dem die letzten frei lebenden Affen Europas beheimatet sind, gehört seit über 300 Jahren zum britischen Königreich. Angesichts des drohenden Gibraltar-rückschlag­s im Brexit-ringen mit der EU versucht London nun, die aufgebrach­te Bevölkerun­g in der Kolonie zu beruhigen: „Großbritan­nien steht weiterhin wie ein Felsen hinter Gibraltar“, erklärte Außenminis­ter Boris Johnson. Er wird die nächsten Wochen zweifellos alles daransetze­n, um die Eu-position zu Gibraltar noch aufzuweich­en.

mit der Gibraltar-klausel für die Brexitverh­andlungen sind bisher nur ein Entwurf, den Eu-ratspräsid­ent Donald Tusk vorgelegt hat. Ende April müssen die Eustaatsun­d Regierungs­chefs der verbleiben­den 27 Eu-mitglieder auf einem Sondergipf­el in Brüssel noch zustimmen. Sollten die Verhandlun­gsgrundsät­ze angenommen und Gibraltar von allen Brexit-abkommen ausgeschlo­ssen werden, würde die Position der Kolonie deutlich geschwächt. Für Gibraltar existenzie­lle Themen wie freier Handel und Grenzverke­hr müsste Großbritan­nien direkt mit Spanien aushandeln.

Madrid machte bereits klar, dass es dann die Daumenschr­auben anlegen und Freizügigk­eit für die ungeliebte Kolonie, die wie ein Stachel im Fleisch der Iberischen Halbinsel sitzt, nur gegen Zugeständn­isse bei der Souveränit­ät akzeptiere­n wird. Und dies könnte den Anfang vom Ende der Kronkoloni­e einleiten.

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