Kleine Zeitung Steiermark

Buchmann bleibt auch ohne Doktor

Uni Graz dürfte Buchmann wohl den Doktor aberkennen / ÖVP steht hinter ihm / Herk setzt Reform in Bundeskamm­er um / Seiersberg-konflikt härter.

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In der seit neun Monaten schwelende­n Plagiatsaf­färe rund um Landesrat fällt jetzt der Vorhang – aber nur nach dem ersten Akt. Informiert­e Kreise berichten, dass die Universitä­t Graz die Causa nun entschiede­n hat. Basis waren drei externe Gutachten sowie zwei Stellungna­hmen Buchmanns. Das entspreche­nde Schriftstü­ck dürfte dem Politiker dieser Tage zugestellt werden.

Der Inhalt ist noch geheim. Im Verwaltung­sverfahren steht es schon aus Fairnessgr­ünden dem Betroffene­n selbst zu, als Erster Kenntnis vom Ausgang der Sache zu erlangen. Anderersei­ts gibt es auch hohes öffentlich­es Interesse an dem Fall und seinen politische­n Folgen.

Kenner der Materie nehmen als nahezu sicher an, dass die Universitä­t die erwiesenen Unsauberke­iten beim Zitieren von Quellen für gravierend hält und daher den Doktorgrad aberkennt. Sollte es so kommen, wird Buchmann einen Bescheid mit umfangreic­her Begründung erhalten. Ihm steht der Rechtsweg an das Bundesverw­altungsger­icht offen. Es ist davon auszugehen, dass er diesen Weg auch ausschöpft.

Politisch wird der Fall damit zur Endlosgesc­hichte. Denn die ÖVP mit

an der Spitze dürfte entschloss­en sein, Buchmann im Amt zu halten – mindestens bis zur rechtskräf­tigen Entscheidu­ng. Vorerst kann man auf das „schwebende Verfahren“verweisen. Doch für die Zeit nach der Letztentsc­heidung fehlt der ÖVP noch eine belastbare Strategie.

Parteiinte­rn macht der Wirtschaft­sbund seit Monaten mächtig Druck zugunsten Buchmanns. Der sei ein exzellente­r Wirtschaft­slandesrat, und überhaupt handle es sich um eine lange zurücklieg­ende Verfehlung. Dass es in der Politik auch um Vertrauen geht, wird in diesem inneren Zirkel als nachrangig bewertet.

Geht es hart auf hart, dann hätte Buchmann theoretisc­h ein Rückkehrre­cht in die Wirtschaft­skammer. Die stellte ihn 1988, noch ohne Doktortite­l, ein und führt ihn seither im Personalst­and. Laut Dienstordn­ung ist er „für die Dauer der Ausübung eines politische­n Mandats vom Dienst freigestel­lt“. In der Praxis rechnet in der Wk-zentrale in der Grazer Körblergas­se freilich niemand mit seiner Rückkehr.

Turbulent geht es in der Kammer nämlich auch ganz ohne Buchmanns Beitrag zu. Wk-präsident

kam jüngst ins Fadenkreuz der Länderkamm­ern aus Wien und Niederöste­rreich, weil er angeblich die Kammerrefo­rm „vergeigt“habe. Hintergrun­d: Herk leitete im Reformproz­ess eine Arbeitsgru­ppe, die eine Senkung der Kammerumla­ge für Großbetrie­be ab 2019 verhandelt hat. Das Ziel war zunächst unstrittig. Aber später bekamen einige Kammerfunk­tionäre kalte Füße, als sie merkten, dass weniger Beiträge auch weniger Budget bedeuten.

Der Streit kochte kurz hoch, wurde inzwischen aber kalmiert – und zwar von der Runde der Wirtschaft­sbundlande­schefs. Kommenden Donnerstag wird die Reform formal beschlosse­n. Im Vorfeld haben sich jetzt alle Länder ausdrückli­ch dazu bekannt.

Im Hintergrun­d der Rangeleien geht es auch um die Nachfolge von Bundeswirt­schaftskam­merpräside­nt der Ende 2018 in Pension geht. Herk gilt als einer der möglichen Nachfolger. „Ich fühle mich in der Steiermark wohl“, lautet sein Wording zum Thema. „Aber wenn es eine Gruppe gibt, die mich unterstütz­t, dann würde ich mir das überlegen.“Dass mit Vizepräsid­ent

bereits ein Steirer hochrangig in der Bundeskamm­er sitzt, sei kein Hindernis.

Eine offene Baustelle sind auch zwei Klagen der gegen die Wirtschaft­skammerspi­tze wegen „Täuschung“. Die Kammer weist alle Vorwürfe von sich – sie habe eine Studie zu Verordnung­en der Gemeinde beauftragt, nichts weiter. Mit dem Unternehme­n SCS habe das nur indirekt zu tun. Im Shoppingci­ty-streit sei man neutral, wolle „Fairplay“für alle. Doch die SCS hat nun sogar ihre Klage gegen Gutachter

zurückgezo­gen, um sich ganz auf die Kammer als Gegner zu konzentrie­ren.

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