Begleitung ganz ohne Multi-kulti-romantik
Wer sagt jungen Asylwerbern, wo’s langgeht? Drei Erfahrungsberichte und Überlegungen von steirischen Begleitern.
Kind sein in Österreich: Was heißt das für einen Zwölfjährigen, der eine Flucht über das offene Meer aus Syrien hinter sich hat? Und vor welche Herausforderungen stellt es seine Betreuer?
Omar, heute 13, und seine Pflegefamilie, die steirische Landtagsabgeordnete Cornelia Schweiner, ihr Lebensgefährte Rupert Wackerle und ihr Sohn, haben erlebt, wie schwierig es ist, einem Kind das Ankommen bei uns zu ermöglichen.
Unbegleitete Minderjährige in diesem Alter gab es vor der jüngsten Flüchtlingswelle kaum, daher auch keine Erfahrungen. Tausende Jugendliche sind lange in Großquartieren untergebracht, oft lange ohne individuelle Bezugsperson. Auch einige sehr junge Jugendliche.
Omar hatte vier Monate lang ohne feste Unterkunft in Lagern verbracht, bis ihn die Familie zu sich holte. Helfer hatten die Öffentlichkeit über Facebook darauf aufmerksam gemacht, dass das Kind eigentlich in eine Schule gehört. Zufällig bot der Pflegeelternverein gerade zum ersten Mal in Österreich eine Pflegeelternausbildung in Bezug auf Flüchtlingskinder an, und die Familie nahm daran teil. Dennoch: „Wäre mein Mann nicht Sozialarbeiter, und hätten wir nicht ein so großes Netzwerk an Freunden und Familie, wir hätten es nicht geschafft“, so Schweiner.
Warum? Der Bub war froh, endlich ein neues Heim zu haben. Die engagierten Eltern waren glücklich, einem Flüchtlingskind helfen zu können. Der Sohn war begeistert davon, einen Spielkameraden zu haben. Aber der Alltag holte die Familie ein.
Omar hat viele Menschen auf seiner Flucht sterben sehen. Er wollte nie weg von zu Hause. Immer wieder stellte er sich die Frage: „Warum?“An manchen Tagen ging es ihm gut, an anderen aber war er bockig, schlug aus tiefster Verzweiflung mit dem Kopf an die Wand, zuckte auch gegenüber der neuen Familie aus. „Wir wussten nie: Ist das die ganz normale Pubertät oder sind das die Folgen der Flucht?“