Von der Zukunft der Flugkabine
Verrückbare Sitze, die Bakterien vernichten. Boardunterhaltung, die aufs eigene Tablet wandert. Der Flugzeuginnenraum erfindet sich neu, auch dank steirischer Betriebe.
Fünf“ist dieser Tage in Hamburg gewissermaßen eine magische Zahl. Fünf Mal wird heutzutage nämlich das Innenleben bei Flugzeugen im Schnitt komplett ausgetauscht – riesige Marktchancen entstehen dadurch für die 550 Aussteller der „Aircraft Interiors Expo“. Es ist die weltgrößte Messe für Flugzeug-interieur und verlässlicher Seismograf der tektonischen Verschiebungen in der wachsenden Branche. Verschiebung, die heute oft Verengung bedeutet. Weil der Preiskampf immer intensiver wird, versuchen Airlines, noch mehr Menschen in die einzelnen Maschinen zu bringen. Die Zulieferindustrie tüftelt an notwendiger Technologie.
Recaro etwa, einer der größten Sitze-anbieter, zeigt in Hamburg einen zusammenklappbaren und verrückbaren Sitz. Ist der Flieger nicht ausgebucht, werden so schnell Sitzgelegenheiten mit mehr Beinfreiheit geschaffen, die dann wieder teurer verkauft werden können. Weiterer Flugzeug-futurismus: Ein „antibakterieller Sitz“, dessen Beschichtung auf Lehne oder Tisch nahezu alle Bakterien innerhalb von drei Stunden verschwinden lässt. In der neuen Businessklasse wiederum bieten 70.000 Euro teure Garnituren Induktionsladeflächen für Smartphones ebenso wie Massage- und Wärmefunktionen.
Mittendrin im Innendrin-geschäft sind auch steirische Zulieferer, viele von ihnen sind Nischenspezialisten und technologische Weltspitze. Recht neu in der Interieur-branche ist Pankl Aerospace. Neben Rahmenteilen für Recaro & Co. bieten die Mürztaler auch Kabinenumbauten und Zulassungen für Fluglinien an.
Ein Metier, in dem das Peggauer Unternehmen Ames seit Jahren als einer der europäischen Platzhirschen gilt. Gemeinsam mit dem Wasendorfer Cnc-experten Antemo und dem Federn-spezialisten Hugo Sampl aus Gußwerk – zwei weiteren Unternehmen des Mobilitätsclusters Acstyria – sorgt Ames in Hamburg auch auf Produktseite für Aufsehen. Bis zu 100 Boeing-737-maschinen will Ames-boss Walter Starzacher alleine im ersten Jahr mit dem nun vorgestellten „Class Divider“ausstatten. Die bewegbare Komponente trennt zwei Klassen voneinander ab und war am Markt in dieser Form zuvor nicht verfügbar.
Auch von einer Gesetzesnovelle im Flugzeuginnenraum profitieren die Betriebe: Seit 1. März müssen Flugzeuge ja bei einer Flugdauer von über neun Stunden mit Erholungsberei-