Mehrkosten: Kritik an „Feiertagsfantasien“
Ein zusätzlicher Feiertag würde die Betriebe 600 Millionen Euro kosten, warnt die Wirtschaftskammer.
Wir sind ja ohnehin schon Europameister bei freien Tagen – dieses Argument ist auch rund um die aktuelle Karfreitagsdebatte von Arbeitgebervertretern zu vernehmen. Rolf Gleißner, stellvertretender Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer lässt wissen: Man brauche „mehr Flexibilität und keine Feiertagsfantasien“. Mit 13 Feiertagen liege Österreich im internationalen Vergleich weit vorne. Daher wäre „ein weiterer Feiertag für alle nicht gerechtfertigt und kontraproduktiv. Wenn zwei Minderheiten an ihrem höchsten Feiertag frei haben, sind deshalb die übrigen 96 Prozent nicht diskriminiert“, argumentiert Gleißner. Ein zusätzlicher freier Tag würde die Wirtschaft 600 Millionen Euro kosten. „Diese Kosten müssten nicht zuletzt beim Personal wieder eingespart werden, und die Arbeit an den übrigen Tagen würde sich verdichten.“
Der Ökonom Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte am Institut für Höhere Studien (IHS), betont ebenfalls, dass es in Österreich im internationalen Vergleich schon relativ viele gesetzliche Feiertage gibt. Ein weiterer würde definitiv zu einer zusätzlichen Belastung für Unternehmen führen, verweist Hofer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auf die Lohnnebenkosten und spricht von einem Kosten-push. Aus ökonomischer Sicht müsse man sich zudem die Frage stellen, ob dann an den verschiedensten Feiertagen immer automatisch alle Arbeitnehmer frei haben müssten, gibt Hofer zu Bedenken.
um Reformvorschläge der österreichischen Feiertagsordnung geht, zeigten sich Wirtschaftsvertreter in den vergangenen Jahren äußerst kreativ. Industrievertreter forderten wiederholt die Verlegung von Donnerstagsfeiertagen auf den Freitag, um so Fenstertage zu vermeiden – ein Vorschlag, der nicht nur bei der Gewerkschaft, sondern auch in der Tourismuswirtschaft auf Ablehnung gestoßen ist. Aus dem Wirtschaftsbund kam vor einigen Jahren gar der Vorschlag, Feiertage immer auf den jeweils darauffolgenden Sonntag zu verlegen – ein Modell, das in Italien auch umgesetzt wurde.