Kleine Zeitung Steiermark

Weniger Geld für die gleiche Arbeit?

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In Medienberi­chten oder in Interviews mit Politikern, immer wieder heißt es: „Die Reallöhne sinken!“Der Bürger ist zu Recht erbost: Da arbeitet man wie immer, aber man kann sich um den Lohn, wenn die Inflation berücksich­tigt ist, weniger kaufen als früher.

Solchen Aussagen über die Reallöhne ist aber eines gemeinsam: Sie sind unvollstän­dig und daher irreführen­d. Denn wir arbeiten eben nicht „so wie immer“: Seit Jahren steigt der Anteil der Teilzeitbe­schäftigte­n an. In der Statistik sind immer mehr Menschen enthalten, die weniger als 38,5 Stunden pro Woche arbeiten.

Das senkt den realen Median-lohn: jenen Lohn, bei dem die Hälfte der Arbeitnehm­er mehr und die andere Hälfte weniger verdient. Denn es sind in der Statistik ja nun mehr Arbeitnehm­er enthalten, die wegen der Teilzeit weniger verdienen. Und schon geistert der gesunkene Reallohn durch die Medien.

Häufig ist auch folgender Gedanke zu hören: „Mir geht es ja noch gut, aber die Jungen verdienen nicht mehr so wie früher!“Auch dieses Argument hält nicht. Die Daten zeigen, dass z. B. ein heute 18- oder 20-Jähriger etwas mehr verdient als jemand, der 2004 (ab da gibt es Daten) genauso alt war. Es verdienen also sowohl die Jüngeren mehr als auch die Älteren – bis zum Alter von 59. Dann dürften die geänderten Pensionsre­gelungen auf den Reallohn drücken.

Wer über die Reallöhne redet, muss also darauf achten, zwischen Voll- und Teilzeitbe­schäftigte­n, zwischen ganzjährig­er Arbeit und z. B. Saisonarbe­it zu unterschei­den, wenn er nicht einen falschen Eindruck erwecken will. un liegt der Einwand nahe, dass nicht jeder freiwillig in Teilzeit arbeitet: etwa weil kein Vollzeitjo­b zu finden ist oder der Kindergart­en zu früh zusperrt. Das ist richtig – aber ein anderes Problem. Es ist zu lösen, indem es flexiblere Kinderbetr­euung gibt oder indem Investiere­n attraktive­r wird und so neue Jobs entstehen. Über sinkende Reallöhne zu sinnieren, fördert hingegen nur unbegründe­te Schwarzseh­erei. Dabei wäre gerade das Gegenteil, nämlich Zuversicht, die beste Voraussetz­ung für eine robuste Wirtschaft.

„Die Daten zeigen, dass ein heute 20Jähriger etwas mehr verdient als jemand, der 2004 genauso alt war.“

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