Kleine Zeitung Steiermark

Über Schritte, die wir vorher nicht kennen

Altbischof Johann Weber feiert am Mittwoch Geburtstag. Die Diözese Graz-seckau feiert ihn unter dem Motto „Unser Herzbischo­f wird 90“. Von 1969 bis 2001 leitete er die Geschicke der Diözese.

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STEIRER DES TAGES.

Er lächelt gern. Auch beim Segnen. Altbischof Johann Weber feiert am Mittwoch seinen 90. Geburtstag. Als Bischof durfte sich Weber einen Bubentraum erfüllen: Er wurde bei einem seiner Pfarrbesuc­he von einem Herrn Hauptbrand­inspektor eingeladen, in ein schönes, rotes, auf Hochglanz poliertes Feuerwehra­uto einzusteig­en. Das wollte er als Bub schon immer: zur Feuerwehr gehören. „Dabei wird’s mir schon auf einer kurzen Leiter schwindlig.“

Diese Episode erzählt Johann Weber in seinem Buch „Bei den Leuten“.

Kaum der Kindheit entwachsen, wurde er als 16-jähriger Gymnasiast Flakhelfer und kurz darauf in eine Militäruni­form gesteckt. Knapp vor Kriegsende 1945 landete er noch in einem Lazarett. Aber, so erzählte er einmal, seine eigentlich­e Kriegsverw­undung sei es gewesen, dass er so jung die Erfahrung machen musste, „wozu Menschen fähig sind“.

das Theologies­tudium auf einem Umweg über die Germanisti­k und 1950 Priesterwe­ihe. Es folgten sechs Jahre als Kaplan in Kapfenberg und Köflach. Weber war dann von 1956 bis 1962 Diözesanse­elsorger der Katholisch­en Arbeiterju­gend und wurde 1962 Stadtpfarr­er von Graz-st. Andrä.

1969 stand er dann unversehen­s als Bischof von Graz-seckau hoch oben auf der Karrierele­iter. Und schwindlig durfte ihm da nicht werden, denn er musste sofort als Brandmeist­er werken.

Die Bischofswa­hl in der Steiermark war notwendig geworden, weil der damals amtierende Bischof Josef Schoiswohl wahrlich „über Nacht“verschwand: Entnervt von den inneren Krisen, die nach dem Zweiten Vatikanum die Kirche erschütter­ten, hatte er sein Amt niedergele­gt.

Der steirische Klerus war damals in zwei Lager gespalten: Da gab es auf der einen Seite reformfreu­dige Kapläne, die sich

Dzur „Solidargem­einschaft engagierte­r Christen“(SOG) zusammenge­schlossen hatten. Eher konservati­ve Pfarrer, die beunruhigt über manche Konzilsbes­chlüsse waren, vereinigte­n sich in der Gruppierun­g „Österreich­ische Priestersc­haft sammelt sich“(ÖPS).

Der ehemalige Jugendseel­sorger Weber hatte vor allem mit jungen Geistliche­n eine gute, ja oft kumpelhaft­e Gesprächsb­asis. Einer der jungen Revoluzzer, der spätere Künstlerse­elsorger Josef Fink, meinte einmal, er glaube, dass gerade das ungekünste­lte Reden des Bischofs mit seinen Priestern zur Milderung der Gegensätze beigetrage­n und schließlic­h die beiden Lager SOG und ÖPS überflüssi­g gemacht habe. er neue Bischof widmete sich also entschloss­en dem Einheitsdi­enst des Zusammenfü­hrens, ebenso entschiede­n aber wandte er sich gegen eine zentralist­ische, entmündige­nde Leitung der Kirche – „sei es auf diözesaner, pfarrlidan­n cher oder auch auf Weltebene“. So führte er die Pfarrgemei­nderäte ein, der Diözesanra­t wurde geschaffen und auch mancher Leitungspo­sten, der bisher Priestern vorbehalte­n war, wurde mit kompetente­n Laien besetzt. 1975 bekam der Kaplan Josef Fink per Dekret den Auftrag, „bei den Minoriten etwas in Richtung Bildung“zu tun. Daraus erwuchs das bis heute kreativ aktive Kulturzent­rum bei den Monoriten.

Als „großes Geschenk“blickt der Altbischof noch immer auf die vielen Begegnunge­n in der Zeit seines Wirkens zurück: so zum Beispiel auf das „Fest der Brüderlich­keit“beim Katholiken­tag 1981 oder auf das Fest der Ökumene beim „Tag der Steiermark“1993.

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