Kleine Zeitung Steiermark

Der französisc­he Obama

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Sein Plan war kühn, und er scheint aufzugehen: Vor drei Jahren war Emmanuel Macron den meisten Franzosen völlig unbekannt. Seit gestern steht der 39-Jährige mit einem Bein und dem Großteil des zweiten bereits im Élysée-palast – mit seiner Bewegung „En Marche“, die er erst vor einem Jahr ins Leben gerufen hat. Und als jener Kandidat, der das starre Links-rechts-schema der gewohnten Parteien durchbrech­en will – für etwas Neues.

Als „Meteoriten“, der aus dem Nichts plötzlich in die Realität des Wahlkampfs einbrach, bezeichnen ihn die einen; als „Frankreich­s Obama“die anderen. „Vorwärts!“, lautete die Kernbotsch­aft seines Wahlkampfe­s. Jung, gebildet und vor Selbstbewu­sstsein strotzend: Macron ist der Liebling der Städter, der Jungen, der Europabefü­rworter, jener, die sich nicht fürchten vor der Globalisie­rung, sondern sie gestalten wollen. Er ist Gegenbild Marine Le Pens, und er war der einzige Kandidat, bei dem im Wahlkampf neben der französisc­hen auch die Eu-flagge wehte. Macron steht für frischen Wind. Für Öffnung. Er will Frankreich erneuern und traut sich das auch zu.

Politische Erfahrung hat er, aber nicht sehr viel. Der Sohn zweier Ärzte aus Amiens, der Philosophi­e studierte und die französisc­he Verwaltung­s-kaderschmi­ede ENA absolviert­e, war Wirtschaft­sminister unter Hollande. Seine Erfolge als Minister sind überschaub­ar: Macron liberalisi­erte die Fernbusver­bindungen und weitete die Sonntagsar­beit aus. Politisch einordnen lässt sich Macron nur bedingt. Er arbeitete als Investment­banker im Hause Rothschild. Von 2006 bis 2009 war er Mitglied der Sozialisti­schen Partei, er sieht sich heute als Soziallibe­raler.

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