Zielflagge für einzigartige Biografie
nere mich noch, wie ich 1966 mit 140 Puls vor dem Fernseher saß und gezittert habe, dass Erika Weltmeisterin wird.“Für den Regisseur war die vordringliche Frage: „Wie ging die Welt mit einem um, den die Natur mit einem Schlag zu einem Geächteten gemacht hatte? Antwort: Er war mit seiner Misere allein. Man muss sich vorstellen, wie das war, als es plötzlich hieß: ‚Du darfst nie mehr Rennen fahren!‘ Dem Skiverband jedenfalls war seine Reputation wichtiger als die persönliche Hölle eines Teenagers.“
Im Film folgt Bilgeri einer eigenen Linie: „Wir haben uns die Freiheit genommen, diese Figur weiterzuentwickeln. Wichtig war uns, sie nicht clownesk zu machen oder der Lächerlichkeit preiszugeben. Erika war ja ein eher hässliches Mädchen, wir aber lassen sie hübsch ausschauen. Ich weiß, das ist eine Gratwanderung. Deshalb mussten wir einen Schauspieler kriegen, der in Haltung und Gestus Frau und Mann sein kann. Markus Freistätter ist ein Glücksfall.“
„Schinegger war immer ein Mann, dem die Geschlechtsteile nach innen gewachsen waren“, erklärt Bilgeri, „nur Kleider und Frauenröcke ließen ihn annehmen, ein Mädchen zu sein. Er fühlte sich in seinem Körper über lange Zeit wohl. Doch es wuchsen ihm keine Brüste, er bekam keine Regel. Wer hat damals schon an Pseudohermaphroditismus gedacht? Für das Leben nach dieser Erkenntnis brauchte er unglaubliche Kraft und Stärke. Dafür genießt er meine vollste Bewunderung.“
Zum Abschluss drehte das Team bis gestern in Kärnten – etwa auf der Gerlitzen, in Schineggers Heimat St. Urban, Neuhaus und in Lavamünd. Neben Markus Freistätter spielen Marianne Sägebrecht, Cornelius Obonya, Lili Epply und Hary Prinz mit. Der Kinostart von „Erik. Weltmeisterin“ist 2018.