Kleine Zeitung Steiermark

Auf der Suche nach Höherem

Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-CHEF Horst Seehofer wollte sich eigentlich ins Private zurückzieh­en. Nach dem freudlosen Machtkampf um die Nachfolge macht er nun doch selbst weiter. Auch weil es keinen besseren Seehofer neben ihm gibt.

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Wenn man in Deutschlan­d nach einem Synonym für schmerzvol­le Loyalität gesucht haben sollte, dann kann dieses seit Montagaben­d nur noch Markus Söder lauten. Der Finanzmini­ster von Bayern reagierte im Interview mit dem Zdf-„heute-journal“fast apathisch auf die Fragen von Claus Kleber. Der designiert­e Kronprinz des bayerische­n Ministerpr­äsidenten und Csu-chefs Horst Seehofer sicherte seinem Doppelchef eine „ehrliche Unterstütz­ung für seine Arbeit“zu. Er könne damit „gut leben“. Aber – so fügte man jedenfalls als Zuschauer unweigerli­ch in Gedanken hinzu: Das muss er wohl oder übel auch. Denn Seehofer macht gegen alle Erwartung und gegen die eigene Ankündigun­g weiter. Der 67-Jährige will über das Jahr 2018 hinaus Parteivors­itzender und Regierungs­chef des Freistaate­s bleiben. Und sein sonst so laut tönender Nachfolger bleibt damit ewiger Kronprinz.

Auf die Frage, ob er damit nun der Prinz Charles der CSU werde, konterte Söder dem „Focus“nur launisch: „Bayern ist keine Monarchie und es gibt keine Thronfolge.“Ansonsten hielt der überaus ehrgeizige und ambitionie­rte Nürnberger fast ehrchim an der Lobhudelei für Seehofer fest und reklamiert­e fast ungewohnt leise seinen Anteil daran, dass Bayern in Deutschlan­d wirtschaft­lich Spitze sei. Das sei immer nur im Team möglich, das Seehofer natürlich gut führe.

Nicht vergessen ist das Bild aus dem vergangene­n August, als sich Söder vielsagend vor dem Schloss Neuschwans­tein des bayerische­n Märchenkön­igs Ludwig II. fotografie­ren ließ, kurz nachdem Seehofer seinen Rückzug ins Private verkündet hatte. Und ebenso hallt nach, dass Seehofer Söder bei Claus Kleber im Jahr 2012 „charakterl­iche Schwächen“vorwarf. Söder sei „von Ehrgeiz zerfressen“und leiste sich „zu viele Schmutzele­ien“.

sagte der Landesvate­r dies auch über all die anderen potenziell­en Nachfolger. Und genau das ist das Problem. Seehofer traut keinem neben sich. Hält niemanden für geeignet, das Erschaffen­e weiterzufü­hren. Seehofer ist sich selbst das Maß aller Dinge. So beschreibt es auch Peter Müller im Herbst in seinem Buch „Der Machtkampf “. Schon zu diesem Zeitpunkt stellte der Journalist ob der trüben Aussichten auf einen reibungslo­sen Übergang fest: „Doch nun hadert der alte König mit seinem Entschluss.“Es war zu viel der Intrigen in seiner Partei und – das ist jedenfalls die öffentlich­e Begründung – die Lage für die Union aus CSU und CDU ist durch Martin Schulz, aber auch die AFD bedrohlich wie lange nicht. Die Bundestags­wahl im September könnte sehr knapp ausfallen und die Stimmen der CSU könnten am Ende entscheide­nd sein. Söder traut er diese heroische Aufgabe nicht zu, so wie er ihn schon lange eher verhindern als fördern will. Auch hält er das übrige Personal wie etwa Ilse Aigner nicht für genug durchschla­gskräftig, um den Einfluss der CSU in Berlin zu erhöhen.

Das größte Dilemma ist allerdings immer noch, dass er seinem Wunschkand­idaten Karltheodo­r zu Guttenberg noch immer nicht zum Comeback verhelfen konnte. So bringt er nun Bayerns Innenminis­ter Joafürchti­g

Bayern ist keine Monarchie und es gibt keine Thronfolge.

Herrmann nach dessen Erfolgsman­agement der Flüchtling­skrise als Spitzenkan­didat für die CSU und Schattenbu­ndesinnenm­inister in Stellung. Als unbequemer Gegenspiel­er gegen Merkel innerhalb der Union, wie es Seehofer ist, eignet er sich nach Ansicht vieler in der CSU aber noch nicht.

Seehofer zum Kurswechse­l bewog, wird sich erst in Wochen den Weg in die Öffentlich­keit bahnen. Dass See2016

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