Kleine Zeitung Steiermark

„Ich habe mich gerettet“

Der steirische herbst bringt Elfriede Jelineks „Die Kinder der Toten“zurück an die Originalpl­ätze. Die Pläne zum Programm in Neuberg.

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Mit dem Nationalsp­ort Skifahren und seinen Heldinnen und Helden ist die Dichterin und Literaturn­obelpreist­rägerin Elfriede Jelinek stets schonungsl­os und teils schelmisch Schlitten gefahren. Ebenso wie mit dem Identitäts­abc Österreich­s: Natur, Volkskultu­r, Heimat, Verdrängun­g, Glaube, Genozid oder Faschismus.

In ihrem 1995 erschienen­en Opus magnum, der Endzeitvis­ion „Die Kinder der Toten“, haben all diese Themen Platz – und noch viele mehr. Auf 666 (!) Seiten lässt Jelinek in ihrem wichtigste­n, aber unbekannte­sten Werk eine Philosophi­estudentin, einen Fp-politiker und Ex-skirennläu­fer sowie eine Sekretärin in eine Pension in die Obersteier­mark ziehen. Die Protagonis­ten sind Untote – sie wissen es nur noch nicht.

„Dieses Land hat immer stillgehal­ten, das heißt, es hat Stil, es erforscht Menschen grundsätzl­ich erst, wenn sie schon in den Mistkübel fliegen“, heißt es in „Die Kinder der Toten“einmal. Diese Untoten nähren sich einerseits aus den Lebensrest­en von Selbstmörd­ern und Ermordeten Im Grunde hat mich dieses Buch gerettet. Ich habe mich gerettet, jeden Tag an den Schreibtis­ch. und erwecken anderersei­ts die Toten zum Leben. Alles in diesem Tal bei Niederalpl ist einem sprachlich detaillier­ten bis zynisch bizarren Stoffwechs­elprozess ausgeliefe­rt, alsbald versinkt das Land im geistig moralische­n Schlamm.

Gespenster­haft verwebt Jelinek Medienberi­chte, Glaubensfr­agen, Zombieszen­en und Naturkatas­trophen sowie reale Ereignisse aus ihrer Kindheit rund um Neuberg an der Mürz.

des steirische­n herbst bringt das Festival ab September Jelineks Hauptroman zurück in die Region und zurück an jene Orte, die sie darin skizziert. In vielen Gesprächen hat die Dichterin dem herbst-team erklärt, welche Ereignisse oder Schauplätz­e (z. B. der Wasserfall zum Toten Weib

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