Kleine Zeitung Steiermark

Die Folgen ungebremst­er Fleischesl­ust

Wie der weltweite Hunger nach Fleisch Landkonfli­kte und Regenwalds­chwund in den Ländern Lateinamer­ikas befeuert.

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Einfuhr mehr als das 60-Fache. Gewaltige Mengen der eiweißreic­hen Frucht, die irgendwo angebaut werden müssen. Zu 90 Prozent passiert das (neben den USA) in Lateinamer­ika, allen voran in Argentinie­n und Brasilien. Der weltweite Hunger nach Fleisch lässt die Sojafelder anwachsen, was nicht folgenlos bleibt.

Sojaplanta­gen gehören zu den Hauptursac­hen für das Schrumpfen der Tropenwäld­er. Allein in Brasilien gingen 2015 mehr als 800.000 Hektar Regenwaldf­läche verloren, der höchste Wert seit zehn Jahren. Weltweit hat sich der Anbau von Soja seit den 1960er-jahren verzehnfac­ht, zwischen 85 und 90 Prozent davon landen nach Expertensc­hätzungen in Tiermägen. Immerhin müssen für ein Kilo Fleisch 10 bis 15 Kilo Pflanzenna­hrung verfüttert werden. Dass diese in Argentinie­n und Brasilien fast zur Gänze auf gentechnis­ch veränderte­r Basis gezüchtet wird, verhindert den Import nach Europa nicht. Die Eu-gesetze lassen diesen Spielraum zu. So lag der gentechnis­ch veränderte Anteil des Import-sojas in Österreich laut Gesundheit­sagentur Ages zuletzt bei 75 Prozent.

führt der weltweit wachsende Bedarf zunehmend zu Landkonfli­kten mit indigenen Einwohnern. „Kleinbauer­n werden von ihrem angestammt­en Land vertrieben und die Lage wird immer dramatisch­er“, schildert Thomas Bauer. Der gebürtige Vorarlberg­er setzt sich seit 1996 mit der Landpastor­al im Nordosten Brasiliens für die indigene Bevölkerun­g ein. Im Frühjahr hat er seinen Dokumentar­film „Soja: Der Fleisch gewordene Wahnsinn“fertiggest­ellt.

Im Ringen um das fruchtbare Land greift im Herzen Brasiliens die Gewalt um sich. „52 Menschen sind letztes Jahr bei Landkonfli­kten erschossen worden, so viele wie seit 2003 nicht mehr“, schildert Bauer. Soja sei dafür nicht die einzige, doch eine wesentlich­e Triebfeder. „Die Sojabohne ist hier mehr wert als ein Bauern-

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