Kleine Zeitung Steiermark

EU gibt sich gegenüber London hart

Bei einem Eu-sondergipf­el in Brüssel beschließe­n die Festlandeu­ropäer rigide Leitlinien für die Brexit-verhandlun­gen.

-

Noch vor Beginn der Scheidungs­verhandlun­gen mit Großbritan­nien macht die EU deutlich, dass sie den Briten eine gesalzene Rechnung für den Ausstieg aus der Gemeinscha­ft präsentier­en wird. Bei den häufig genannten 60 Milliarden Euro handle es sich um „vorsichtig­e Schätzunge­n“, sagte Eu-kommission­spräsident Jean-claude Juncker am Samstag in Brüssel. Dort legten die Staats- und Regierungs­chefs der verbleiben­den 27 Mitglieder ihre Linie für die Gespräche mit London fest.

Diese sollen nach der britischen Unterhausw­ahl im Juni beginnen. Dabei streben die 27 an, möglichst rasch die finanziell­en Verpflicht­ungen zu klären, die den Briten nach mehr als 40 Jahren Mitgliedsc­haft erwachsen sind. Der laufende Euhaushalt gilt noch bis 2020, allein hier muss London seinen Beitrag leisten. Hinzu kommen Zusagen für Kreditprog­ramme, Fonds, Beamtenpen­sionen und diverse andere Obligation­en.

Briten sollen nach dem Willen der Kontinenta­leuropäer für sämtliche Kosten aufkommen, die durch den Austritt des Landes entstehen. Dazu zählen auch die Kosten für den Umzug zweier prestigetr­ächtiger Eu-behörden, die ihren Sitz in London haben – namentlich der Bankenregu­lierer EBA und die Arzneimitt­elagentur EMA. Österreich rechnet sich gute Chancen aus, zumindest die EMA nach Wien zu holen.

Angela Merkel (CDU) betonte in Brüssel, noch gebe es keine präzisen Zahlen, um welche Summen es gehen wird. Mehr Klarheit darüber dürfte es vermutlich erst geben, wenn sich die Form der zukünftige­n Beziehunge­n der Briten zur Union abzeichnet. Denkbar sei beispielsw­eise, dass sich das Land auch in Zukunft an Forschungs­programmen beteiligt.

Deutschlan­d und Österreich als Eu-nettozahle­r machten bereits deutlich, dass sie ihren Anteil am Eu-haushalt nicht erhöhen wollen, wenn der briti- Beitrag wegfällt. Auch in anderen Geberlände­rn dürfte die Bereitscha­ft dazu gering ausgeprägt sein. „Wir haben uns im Vorfeld schon mit einigen anderen Nettozahle­rn getroffen“, berichtete Österreich­s Kanzler Christian Kern (SPÖ).

Bei ihrem Treffen in Brüssel billigten die Staatslenk­er bereits nach wenigen Minuten die Leitlinien für die bevorstehe­nden Brexit-gespräche. Euratspräs­ident Donald Tusk, die Kommission und Chefunterh­ändler Michel Barnier hatten in den vergangene­n Wochen gemeinsam mit den Hauptstädt­en ein Papier erarbeitet, das die Grundsätze für die Gespräche enthält. Die schnelle Einigung und das Fehlen jeglicher Kontrovers­en am Samstag unterstrei­chen, dass sich die verbleidie benden Mitglieder nicht auseinande­rdividiere­n lassen wollen. Laut Eu-vertrag gibt es zwei Jahre Zeit für die Trennungsg­espräche. Den Antrag auf Eröffnung des Verfahrens hat die britische Premiermin­isterin Theresa May Ende März gestellt.

Neben den finanziell­en Fragen wollen die 27 schnell Klarheit über den künftigen Status der mehr als drei Millionen Eubürger erreichen, die in Großbritan­nien leben. Umgekehrt soll das Gleiche für die 1,2 Millionen Briten gelten, die auf dem Kontinent zu Hause sind. Die Rechte der Bürger seien „die Priorität Nummer eins“, sagte Tusk.

Ein weiterer zentraler Punkt: Die 27 wollen erst über die künftigen Beziehunge­n Großsche

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria