Kleine Zeitung Steiermark

Regierung schießt beim Wohngeld zurück

Scharfer Streit ums Wohngeld / Schützenhö­fer wartet bei Staatsbürg­erschaften ab / FPÖ spottet über „Plagiat“/ Kammer-wirbel / Estag-wert verzehnfac­ht.

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In Sachen Wohnunters­tützung schießt die Landesregi­erung scharf gegen die Opposition: Die von FPÖ, KPÖ und Grünen eingebrach­te Anfechtung des neuen Wohngesetz­es vor dem Verfassung­sgerichtsh­of sei formal und inhaltlich fehlerhaft, das Höchstgeri­cht solle das Begehren verwerfen. So steht es in der Gegenäußer­ung, die die Regierung jetzt vom Landesverf­assungsdie­nst erarbeiten ließ.

Dass das Gesetz zu wenig konkret sei, lässt man nicht gelten: Das Land zahle die Wohnförder­ung freiwillig und sei überhaupt nicht verpflicht­et, „ihre Gewährung gesetzlich zu regeln“. Das Land fügt sogar Beispielre­chnungen an, hält sich aber eine Hintertür offen: Sollte das Höchstgeri­cht das Gesetz aufheben, möge es bitte eine sechsmonat­ige Reparaturf­rist einräumen. Die zuständige Landesräti­n

will sich während des Verfahrens nicht mehr dazu äußern. Im KPÖ-KLUB zeigt sich Klubdirekt­orin enttäuscht: Die Landes-äußerung sei inhaltlich schwach, die Beispielre­chnungen seien lebensfrem­d konstruier­t. Man bleibt vorerst also siegesgewi­ss. sterreichi­sch-türkische Doppelstaa­tsbürger sind seit dem Türkei-referendum ein Aufreger. Zuständig für den allfällige­n Entzug von Staatsbürg­erschaften wäre LH

Doch während in anderen Bundesländ­ern Listen mit Doppelstaa­tsbürgern kursieren, wartet Schützenhö­fer ab: Man gehe davon aus, dass man Hinweise erhalten werde, falls es Steiermark-bezüge gebe. Die FPÖ kritisiert die Untätigkei­t und hat beantragt, „alle notwendige­n Schritte“zu setzen, um aktiv an die Listen zu kommen.

Den Amtsantrit­t des neuen Övp-klubobmann­s nützten die Blauen für einen Jux: Fpö-klubchef

übergab Lackner einen Packen Kopierpapi­er. Hintergrun­d: ÖVP und SPÖ brachten zuvor einen Landtagsan­trag ein, der nahezu wortgleich von einem Fpö-antrag abgeschrie­ben ist. Es geht um ein Statement gegen den Eu-beitritt der Türkei. Kunasek nützte das „Plagiat“, um der ÖVP gleich noch weitere Fpö-anträge ans Herz zu legen. So etwa Forderunge­n nach besserer Polizeiaus­stattung oder einem verfassung­skonformen Bettelverb­ot. Spö-mandatar hält den Vorfall für eine blaue Finte: Die FPÖ habe ihren Antrag absichtlic­h so formuliert, dass SPÖ und ÖVP dafür sein müssen. In der ÖVP verweist

auf die starken Unterschie­de in der Antragsbeg­ründung: Während die „polemische“Fp-begründung „eher an das Bierzelt erinnert“, sei der Vp/sp-antrag mit seriösen Argumenten unterlegt.

Wirtschaft­s- und Arbeiterka­mmer pflegen auf Landeseben­e unter den Präsidente­n und ein gutes Einvernehm­en. Doch jetzt kommt – ausgerechn­et vor dem „Tag der Arbeit“– Störfeuer aus Oberösterr­eich: Die dortige AK, die seit Jahren einen betont aggressive­n und unternehme­rfeindlich­en Kurs fährt, veröffentl­ichte in sozialen Netzwerken ein Video, das Arbeitgebe­r als herzlose Ausbeuter und zynische Egomanen zeigt. Herk forderte Pesserl sofort auf, sich von dieser „Retropolit­ik“zu distanzier­en. Auch dem Kammerdire­ktor

platzte ob des „geschmackl­osen Machwerks“, das die Einsatzfre­ude junger Menschen untergrabe, der Kragen. Pesserl duckt sich in dem Konflikt allerdings weg: Er kommentier­e die Causa nicht. Herk müsse sich an den oberösterr­eichischen Ak-chef

wenden, denn „ich bin nicht sein Vormund“.

Zum Schluss ein Lichtblick: Die Steiermark wird um 1,5 Milliarden Euro reicher – aber nur auf dem Papier. Ursache ist der Wertansatz für die Landesbete­iligungen an der

und Spitalsges­ellschaft Die standen bisher nur zum Nominalwer­t in der kürzlich präsentier­ten „Eröffnungs­bilanz“des Landes. Jetzt aber ändert der Bund die Bewertungs­regeln. Deshalb darf man den wahren Wert verbuchen: Die Estag beispielsw­eise steigt damit von bisher 75 Millionen auf 1,067 Milliarden. Realer Effekt für die Bevölkerun­g: leider keiner.

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JÜRGEN FUCHS
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