Der Test: So (schnell) schreiben Grazer Politiker zurück
Ein erfundener Name, ein fiktives Anliegen, eine echte E-mail: Wir haben den Grazer Stadtregierern geschrieben. Und gewartet.
Die Osterfeiertage haben wir noch abgewartet, die Zeit der Eingewöhnung beinharterweise nicht: Mitten in ihren ersten Arbeitstagen haben die neuen Grazer Stadtregierer eine E-mail erhalten – von der Kleinen Zeitung. Ein „verdecktes“Schreiben halt: Als Susanne O. (frei erfunden) baten wir die Regierungsspitze und alle Stadträte – je nach Zuständigkeit – um Hilfe bei einem fiktiven Anliegen. Einmal war es ein Problem im Gemeindebau, einmal eine Kulturinitiative oder ein fehlender Radweg.
Dann hieß es warten. Wer reagiert? Wie? Und wie schnell?
Als Erste antwortete Umweltreferentin Tina Wirnsberger (Grüne) – nach sieben Stunden. Auf Platz zwei landete Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ), der nach einem Tag zurückschrieb, ge- folgt von Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ), er brauchte zwei Tage.
Drei Stadtregierer antworteten persönlich – oder ließen ihre Signatur unter ihre Mail setzen: Eustacchio, Krotzer und Verkehrsreferentin Elke Kahr (KPÖ). Und: Alle drei taten dies unverkrampft („Danke und liebe Grüße“), ohne Titel oder Funktion anzuführen.
Der positivste Aspekt bei unserem Test: Auch wenn manche um Geduld bitten – Kahr etwa schreibt: „Sobald ich ein wenig Luft habe, machen wir gerne einen Termin aus“–, sind die Stadtregierer sofort um Hilfe bemüht. Ausnahmslos alle fragen nach einer Telefonnummer oder lassen, so wie Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) oder Schulstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), Büromitarbeiter antworten – und um Kontakt- aufnahme unter der mitgelieferten Nummer bitten.
Im positiven Sinne schießen Wirnsberger und Finanzstadtrat Günter Riegler (ÖVP) den Vogel ab: Die Grünen-chefin lässt binnen Stunden zwei Mitarbeiterinnen samt Smiley antworten – und im Namen von Riegler schickt Kulturamtsleiter Peter Grabensberger eine Abhandlung zu Förderungen und endet mit: „Ich freue mich auf Ihren Kontakt.“