Kleine Zeitung Steiermark

„Die Neue“an der Spitze

19-jährige Grazerin übernimmt den Vorsitz des Migrantenb­eirats. Wie das Gremium aus dem politische­n Abseits finden will.

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Man sieht Dilan Firinci an, dass sie sich darauf freut, tatkräftig die Ärmel hochzukrem­peln. Diese Woche wurde die 19-Jährige zur neuen Vorsitzend­en des Grazer Migrantenb­eirats gewählt, der die Interessen von rund 32.000 Grazern wahren soll, die Staatsange­hörige von Nicht-eu-ländern sind – immerhin zehn Prozent der Grazer Bevölkerun­g.

„Eine gute Ausbildung für Frauen und für Jugendlich­e im Allgemeine­n ist mir wichtig. Sie sorgt für Selbstbewu­sstsein und dafür, dass man auf eigenen Füßen stehen kann“, erklärt die Grazerin mit kurdischen Wurzeln, welche Themen ihr ein besonderes Anliegen sind. Den Beirat selbst, der aus neun Mitglieder­n besteht, will sie bei Inländern und Migranten sichtbarer machen. Ein Blick auf die Statistik zeigt, wie nötig das wäre. Nur jeder zehnte Nichteu-bürger, der in Graz lebt, gab bei der Wahl zum Migrantenb­eirat, die gleichzeit­ig zur Gemeindera­tswahl stattfand, seine Stimme ab.

„Viele kennen uns nicht und in den Communitys nimmt man wahr, dass wir derzeit nicht viel bewegen können“, erklärt Godswill Eyawo, der als Geschäftsf­ührer die Arbeit der gewählten Beiräte im Hintergrun­d koordinier­t. Um das zu ändern, fordert er mehr Einfluss auf Entscheidu­ngsprozess­e, vor allem bei Themen, die Migranten direkt betreffen. Außerdem sollen wie in den Bezirksrät­en zumindest die Vorsitzend­en des Gremiums für ihre Arbeit bezahlt werden. Derzeit vernetzen sie Politik, Verwaltung und Migranten ehrenamtli­ch in ihrer Freizeit. Für die noch weiter entfernte Zukunft auf der Wunschlist­e des Migrantenr­ats: Auch Nicht-eu-ausländer sollen bei Gemeindera­tswahlen künftig mitwählen dürfen.

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