Erstmals seit 2008 ist die erste Reihe knallrot
Sebastian Vettel auf Poleposition, daneben gleich Kimi Räikkönen. Ferrari schlug in Sotschi Mercedes. Und sogar Hamilton ist fehleranfällig.
Jetzt hat die Formel 1, was sie immer wollte. Spannung pur, Rennen, die nicht schon vor dem Start einen programmierten Sieger haben, heute darf man auf nichts und niemanden risikolos setzen.
Denn Ferrari hat mit dem neu gesetzten Kurs, mit den neuen technischen Regularien schwer aufgeholt – und den Langzeiterfolgreichen aus Stuttgart den Rang abgelaufen. Das wird auch heute beim vierten Grand Prix des Jahres im russischen Sotschi nicht anders sein. Nach den Freien Trainings am Freitag war sich selbst Sebastian Vettel noch nicht sicher, weil gerade auf dem Olympiaparcours am Schwarzen Meer das Versteckspielen so gut gelinge.
Doch auch wenn von über sechs Zehnteln am Ende nur etwas mehr als eine auf den schnelleren der beiden Silberpfeile, überraschend wieder Valtteri Bottas, blieb – schließlich reichte es tatsächlich, um ein bisschen Geschichte zu schreiben: erste Poleposition für Ferrari seit Vettel selbst in Singapur 2015, und weil es Kimi Räikkönen mit nur 59 Tausendstel Rückstand auf den viermaligen Weltmeister auf Platz zwei schaffte, auch noch die erste komplett rote erste Startreihe seit Magny-cours 2008, damals mit Räikkönen und Felipe Massa.
Vettel war mit dem „Aufbau“seines Qualifyings nicht einmal ganz zufrieden gewesen, aber im letzten Versuch klappte es dann auch. Vettel setzte sich an die Spitze, musste aber abwarten, da alle drei Hauptkonkurrenten noch hinter ihm auf der Strecke waren. „Ich wollte alles wissen, habe mir über Funk alle Sektorzeiten von den anderen sagen lassen.“Als es geklappt hatte, war der Jubel bei ihm und auch beim Team riesig: „Eine typische Vetpole“, telpole“, gra- tulierte Renningenieur Riccardo Adami. Warum Ferrari jetzt auch nach drei Polepositions in Silber das Training beherrschte, wollte niemand so richtig analysieren. Was Ferrari sicher auch ein bisschen in die Karten spielte: Lewis Hamilton, der ja normalerweise im Qualifying der schnellere der beiden Mercedes-piloten ist und oft noch eine ganz besondere „Traumrunde“aus dem Hut ziehen kann, auf die Mercedes-f1aufsichtsratschef Niki Lauda so dringend gehofft hatte, kommt in Sotschi schon seit Freitag nicht wirklich zurecht, leistete sich viele Fehler und kleine Ausrutscher. „Er will zu viel“, analysierte Sky-experte Marc Surer. Grundsätzlich kämpfte Mercedes in Sotschi damit, auf dem sehr glatten Asphalt von Sotschi die Reifen für eine schnelle Runde genau ins optimale Temperaturfenster zu bringen. Zuletzt hatte man ja in den Rennen eher das gegenteilige Problem. Beim Test in Bahrain wollte man das abstellen. Vielleicht hat sich dadurch die Ausgangslage etwas verändert. „Wir können aber nicht davon ausgehen, dass wir im Rennen schneller sind“, vermutet Bottas. Und: „Es wird sicher eng.“Damit sollte heute auch Sebastian Vettel recht behalten.