Trumps bizarre Schwäche für Despoten
Die von Us-präsident Donald Trump offen bekundeten Sympathien für umstrittene Herrscher lösen in den USA Befremden aus. Die Opposition punktet im Budgetstreit.
Das Jubiläum sollte die Wende bringen. Viele republikanische Parteifreunde hatten gehofft, dass Donald Trump nach den ersten hundert Tagen im Amt zu einer geordneteren konservativen Regierungsführung finden würde. Doch eine ganze Serie bizarrer Interviews in den vergangenen Tagen deutet in die entgegengesetzte Richtung: Erst lud der Us-präsident am Wochenende den umstrittenen philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte nach Washington ein. Dann nannte er den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un „einen klugen Kerl“. Der ehemalige Us-präsident und Indianerhasser Andrew Jackson habe „ein großes Herz“gehabt, schwärmte er kurz darauf und brach schließlich ein Interview abrupt ab, als er nach seinen Abhörvorwürfen gegen Barack Obama gefragt wurde. „Ich stehe zu gar nichts“, polterte Trump.
Die jüngsten Äußerungen des Präsidenten fanden in der amerikanischen Öffentlichkeit ein kritisches bis höhnisches Echo. „Herr Trump umarmt weitere Despoten“, kommentierte die „New York Times“. Die demokratischen Kräfte in China, Iran, Ägypten und Russland seien „unglaublich entmutigt“, urer Von unserem Korrespondenten teilte der ehemalige Us-botschafter in Moskau, Michael Mcfaul: „Sie haben das Gefühl, dass sich der Führer der freien Welt verabschiedet hat.“Selbst der ultrarechte Talk-radio-moderator und Tea-party-aktivist Joe Walsh nannte die freundlichen Worte für Kim unentschuldbar: „Wenn ich mir jedes Mal ein Haar ausreißen würde, wenn Trump irgendeinen Mist erzählt, hätte ich eine Glatze.“
Menschenrechtsorganisationen sind alarmiert über Trumps Sympathien für seinen philippinischen Kollegen Duterte, dessen Anti-drogen-krieg bereits Tausende Menschen das Leben gekostet hat. Ex-präsident Obama hatte die Einhaltung der Menschenrechte eingefordert und war deswegen von Duterte als „Hurensohn“beschimpft worden. Trump hingegen bezeichnete ein Telefonat am vorigen Freitag als „äußerst freundlich“und lud Duterte ins Weiße Haus ein. Kritische Zei- tungskommentare konterte der Us-präsident mit dem Hinweis, Duterte kämpfe hart und genieße in seinem Land hohe Zustimmung: „Ich freue mich, ihn zu treffen.“Allerdings erwiderte Duterte, er sei „sehr beschäftigt“und wisse noch nicht, ob er es nach Washington schaffe.
umschmeichelte Trump in einem Interview dann auch den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un. Der Konflikt um dessen Atomprogramm hatte sich zugespitzt. Trump drohte mit Alleingängen bis hin zu einem Militärschlag. Nun erklärte er: „Wenn es angebracht wäre, mich mit ihm zu treffen, würde ich das absolut tun. Ich würde mich geehrt fühlen, es zu tun.“Zwar versicherte Trumps Sprecher Sean Spicer ein paar Stunden später, derzeit passten die Umstände überhaupt nicht. Er verteidigte aber die befremdlich höfliche Formulierung: Kim sei immerhin „noch das Staatsoberhaupt“Nordkoreas.
Freundliche Worte fand Trump auch für Andrew Jackson, den siebten Präsidenten der USA, der als notorischer Indianerhasser gilt und auf seiner Plantage 150 Sklaven arbeiten ließ. „Er war eine harte Person, aber er hatte ein großes Herz. war sehr verärgert darüber, was mit dem Bürgerkrieg geschah“, sagte Trump. Freilich starb Jackson im Jahr 1845. Der Amerikanische Bürgerkrieg brach erst 16 Jahre später aus. Trumps unsinnige Einlassung brachte ihm neben viel Spott im Netz die Rüge von Historikern ein. „Ein Präsident sollte etwas mehr über die Geschichte wissen, deren Teil er selbst wird“,