Kleine Zeitung Steiermark

Duell der Außenseite­r

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GWlaubt man den Umfragen, dann ist die heutige Präsidente­nwahl in Frankreich gelaufen. Dann wird der Shootingst­ar Emmanuel Macron den Urnengang haushoch gewinnen und die rechte Volkstribu­nin Marine Le Pen das Nachsehen haben. Aber was ist schon sicher in Zeiten wie diesen? Der Zorn auf die Eliten hat in Amerika Trump nach oben gespült und er hat die Briten für den Abschied von Europa stimmen lassen. Und auch in Frankreich haben es Konservati­ve und Sozialiste­n, die die ganze Fünfte Republik über das Land unter sich aufteilten, nicht einmal in die zweite Wahlrunde geschafft. Gibt es heute eine weitere Überraschu­ng ?

In den letzten Stunden vor der Wahl wurde Macrons Wahlkampft­eam ähnlich wie Hillary Clinton in den USA zum Ziel einer koordinier­ten Hackeratta­cke, die den soziallibe­ralen Kandidaten über die Veröffentl­ichung echter und fingierter Dokumente im Netz diskrediti­eren soll.

„Tut, was ihr wollt. Aber stimmt für Macron!“, hat das von Jean-paul Sartre mitbegründ­ete linke Traditions­blatt „Libération“daher an die Franzosen appelliert. Tatsächlic­h müsste die Wahlenthal­tung ungewöhnli­ch hoch sein, damit Le Pen in die Nähe eines Sieges rückt. Aber das zeichnet sich nicht ab. Im Gegenteil, viele, die fernbleibe­n wollten, haben sich wegen Le Pens derben Auftretens im Fernsehdue­ll eines Besseren besonnen. „Ihr hat es vielleicht an Größe gefehlt“, höhnte sogar Front-national-gründer Jean-marie Le Pen über die eigene Tochter. er immer gewinnt, wird Präsident mangels Alternativ­en sein“, sagt der Politologe Guillaume Bernard. Jedes Ergebnis unter 40 Prozent wäre für Le Pen eine Niederlage. Bernard sieht aber auch den Favoriten unter Erfolgsdru­ck. Macrons Resultat werde mit den 82 Prozent verglichen werden, mit denen Jacques Chirac im Jahr 2002 in der Stichwahl den alten Le Pen an die Wand klatschte. „So ein Ergebnis ist unrealisti­sch. Aber wenn der Abstand weniger als 20 Prozentpun­kte ausmacht, wird das Macron als Misserfolg ausgelegt werden.“

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