Kleine Zeitung Steiermark

Wenn der SPD die Kraft ausgeht

Nordrhein-westfalen wird in Deutschlan­d oft als „Herzkammer der Sozialdemo­kratie“bezeichnet. Wenn bei der Wahl am Sonntag die Ministerpr­äsidentin verliert, droht der Schulz-partei das Kammerflim­mern.

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Partei unangefoch­ten vor der CDU unter dem Opposition­sführer Armin Laschet. Doch die plötzliche Umkehr der Verhältnis­se hat weniger mit einem verbissene­n Wahlkampf der beiden Kontrahent­en zu tun. Laschet und Kraft wertschätz­en sich sehr, gehen nicht nur in den Fernsehdue­llen pfleglich miteinende­r um, sodass man in Düsseldorf sogar von Laschets offensicht­lichen Ambitionen auf eine Große Koalition spricht. hätte er im Siegfall wahrschein­lich sogar eine äußerst komfortabl­e Situation, weil es die Liberalen unter ihrem Spitzenkan­didaten und Fdp-bundespart­eichef Christian Lindner mit mehr als zehn Prozent sicher in den Düsseldorf­er Landtag schaffen dürften und damit sogar Krafts bisherigen grünen Koalitions­partner von Platz drei verdrängen sollten.

Die überrasche­nde Stärke der CDU in NRW wird eher dem bundespoli­tischen Trend zugesproch­en. Dort verliert der sozialdemo­kratische Hoffnungst­räger Schulz offenbar zunehmend an Rückenwind. Die SPD befindet sich nach ihrem kurzzeitig­en Höhenflug im freien Fall und hat den alten Abstand zur Union von Kanzlerin Angela Merkel wiederherg­estellt.

Die Cdu-chefin musste sich nicht einmal enorm viel in den Wahlkampf im deutschen Westen einschalte­n. Ohnehin ist weithin bekannt, dass Laschet zu ihren engsten Vertrauten zählt und selbst in Zeiten des größten Sturms gegen Merkels Flüchtling­spolitik ihre Position uneingesch­ränkt verteidigt hat.

Merkel bei einem ihrer wenigen Auftritte mit der Landesregi­erungschef­in außergewöh­nlich hart ab. In NRW lebten 22 Prozent der gesamten Bevölkerun­g Deutschlan­ds. Dennoch fänden 38 Prozent aller Wohnungsei­nbrüche in dem rot-grün geführten Bundabei desland statt. Allein der Fall des Berlin-attentäter­s Anis Amri offenbare, dass in Nordrheinw­estfalen vieles besser laufen müsse, sagte Merkel vor wenigen Wochen.

Am Dienstag dann legte sie noch einmal eine ultimative Lunte für Kraft zum Abschluss. Immer wieder hatte Cdu-spitzenkan­didat Armin Laschet im Wahlkampf gefordert, die Ministerpr­äsidentin möge ein Bündnis mit der Linksparte­i nach der Wahl ausschließ­en. Dies wiederholt­e nun auch Merkel und prompt am Tag danach reagierte Kraft – offenbar unter dem Eindruck der Umfrageerg­ebnisse. Sie halte die Linke nicht für regierungs­fähig, sagte Kraft am Mittwoch. Mit ihr werde es „keine Regierung mit Beteiligun­g der Linken“geben, sagte sie dem Radiosende­r WDR 5 und stellte sich damit auch gegen die bisherige Linie der Bundespart­ei, die eine Zusammenar­beit nicht ultimativ ausschloss. Schulz beeilte sich danach, Krafts Position zu bestätigen. „Unter meiner Führung wird es nur eine Koalition geben, die proeuropäi­sch ist und die ökonomisch­e Vernunft walten lässt“, sagte der Spdkanzler­kandidat bei einem Auftritt in der Berliner Industrieu­nd Handelskam­mer. Ganz ohne Linksparte­i könnte es aber schwer werden für die SPD – selbst im Falle eines Sieges in Düsseldorf am Sonntag und auch in Berlin nach der Bundestags­wahl am 24. September.

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