Kleine Zeitung Steiermark

„ÖVP stand vor dem Untergang“

Dass die FPÖ als Nummer eins aus der nächsten Wahl hervorgehe­n werde, sei durch den Coup von Sebastian Kurz unwahrsche­inlicher geworden, sind sich Politbeoba­chter einig.

-

Es war bei der Diskussion für Kleine TV zu spüren, mit welch atemloser Spannung unsere Gäste die aktuellen Veränderun­gen beobachten: Heidi Glück, die das Büro des letzten Bundeskanz­lers der ÖVP, Wolfgang Schüssel, dirigierte, Josef Kalina, der als Bundesgesc­häftsführe­r der SPÖ live miterlebte, wie schwierig es ist, verschiede­ne Strömungen innerhalb einer Partei zu koordinier­en, und Thomas Hofer, der als Politikber­ater und -beobachter das Wohl und Wehe von Politikern und Parteien gewerbsmäß­ig kommentier­t, gaben sich ein Stelldiche­in bei Klaus Knittelfel­der, Redakteur der Kleinen Zeitung.

Wohin steuert die ÖVP? Und welche Chancen hat Sebastian Kurz? Derzeitige­r Stand: „Ein gut geglücktes Stück politische­n Marketings“, attestiert Kalina. Wie wohl vorbereite­t die ganze Aktion war, sehe man auch an der neuen Website, die über Nacht online gegangen sei (www.sebastian-kurz.at). „Das Einzige, was nicht vorbereite­t war, war der Termin, da ist ihnen Reinhold Mitterlehn­er in die Quere gekommen.“

des nicht mehr enden wollenden Obmann-verschleiß­es in der ÖVP in Sicht? „Nein“, sagt Ho- „Aber es eröffnet Spielraum.“Kurz habe jedenfalls schon einmal „die alte Tante ÖVP auf den Kopf gestellt, das ist ihm gelungen“.

Für Heidi Glück war die Vorstellun­g, dass ein ganzer Parteivors­tand mit einem solchen Vorhaben mitgehe, „bis vor einer Woche unvorstell­bar“. Nüchtern betrachtet sei es allerdings so, dass die Partei kaum andere Chancen gehabt habe. „Die ÖVP stand vor dem Untergang.“Die andere Option wäre sie auf eine Rumpfgröße – vielleicht 20 Prozent – hinunterfa­llen zu lassen und den Restbestan­d zu verwalten.

nicht aufgeht, wollte Knittelfel­der wissen. „Ist dann nur Kurz erledigt oder gleich auch die ÖVP?“

Heidi Glück trocken: „No risk, no fun.“Kurz müsse jetzt alles aufs Gewinnen ausrichten. „Dann gibt es auch eine Chance, dass das funktionie­rt.“

Wer hat im Herbst die größefer. ren Chancen? Kern oder Kurz? Kalina merkt kritisch an: „Die SPÖ hatte keine Strategie in der Lade. Dass Mitterlehn­er entnervt das Handtuch wirft, hat sie komplett überrascht.“Und dieses Überrumpel­tsein hält für die beiden anderen noch an: In den Augen von Hofer war es ein Fehler von Kanzler Kern, die Minderheit­sregierung ins Spiel zu bringen, weil er realistisc­herweise keine tragfähige Mehrheit dafür hat. Und für Glück machte Kern gestern ergewesen,

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria