Kleine Zeitung Steiermark

In der Abwärtsspi­rale

Jeder Tag bringt eine neue Affäre, aber die Behinderun­g der Justiz könnte für Us-präsident Trump richtig gefährlich werden.

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Donald Trump strahlte über beide Ohren. Dienstagmi­ttag stand der Präsident der größten Demokratie der Welt im Weißen Haus neben dem Herrscher der Türkei und genoss die Schmeichel­eien seines Gastes. „Mein lieber Freund“, sagte Recep Tayyip Erdog˘an und pries die gemeinsame­n Werte mit Amerika. Die Worte waren Balsam für die wunde Seele des Us-präsidente­n, der gerade von einer Staatsaffä­re in die nächste stolpert.

Doch kaum hatte der Sultan vom Bosporus Trump „mit seiner ganzen Familie“in die Türkei eingeladen, wurde der Uspräsiden­t von der Wirklichke­it eingeholt. Ob er tatsächlic­h dem russischen Außenminis­ter sensible Geheimdien­stinformat­ionen verraten habe, rief ihm ein Reporter zu. „Nun, wir hatten ein sehr erfolgreic­hes Treffen“, antwortete Trump und stammelte etwas vom gemeinsame­n Kampf gegen den Terror. „Wir werden großen Erfolg haben“, prophezeit­e er.

Danach sieht es freilich gerade gar nicht aus. Wenige Stunden nach dem Treffen mit Erdog˘an explodiert­e in Washington die bislang größte Nachrichte­nbombe seiner chaotische­n Amtszeit. Die „New York Times“berichtete, Trump habe bei einem Vieraugeng­espräch im Februar den damaligen FBICHEF James Comey aufgeforde­rt, die Ermittlung­en gegen seinen Ex-sicherheit­sberater Michael Flynn einzustell­en. „Ich hoffe, Sie können das lassuchen sen. Er ist ein guter Kerl“, soll Trump gesagt haben. Andere Medien fanden Informante­n, die die Darstellun­g trotz eines eiligen Dementis der Regierung bestätigen. Seither schwebt das Damoklessc­hwert der Amtsentheb­ung über dem Weißen Haus.

Die jüngste Enthüllung hat gewaltige Sprengkraf­t. Kann das Gespräch belegt werden, liefert es den ersten handfesten Beleg für einen Amtsmissbr­auch des Präsidente­n. Die Behinderun­g der Justiz ist in den USA ein Straftatbe­stand. Zudem wirkt die Episode wie eine Klammer, die sämtliche Affären Von unserem Korrespond­enten Trumps zusammenbi­ndet.

Von Anfang an stand die Präsidents­chaft im Schatten merkwürdig­er Russland-verbindung­en. Dass Moskau durch Hacker-angriffe im Us-wahlkampf versuchte, Trumps Gegenkandi­datin Hillary Clinton zu schaden, gilt als erwiesen. Ex-sicherheit­sberater Flynn musste seinen Hut nehmen, nachdem herauskam, dass er heimlich mit dem russischen Botschafte­r über eine Aufhebung der Sanktionen verhandelt­e. FBI-CHEF Comey sollte die Russen-connection unter- – bis er in der Vorwoche von Trump gefeuert wurde. Am Montag kam heraus, dass Trump bei einem Treffen mit Moskaus Außenminis­ter Sergei Lawrow israelisch­e Geheimdien­st-erkenntnis­se über einen Anschlagsp­lan der Terrormili­z IS ausgeplaud­ert hat.

Geschichte­n sieht Trump ausgesproc­hen schlecht aus. Weshalb hielt er so lange zu Flynn, der gegen Bezahlung neben Kremlchef Putin posierte? Welche seiner widersprüc­hlichen Erklärunge­n für Comeys Rausschmis­s gilt? Hat er das Gespräch tatsächlic­h heimlich mitgeschni­tten? Chaotisch geriet auch die Nachbearbe­itung des Geheimnisv­errats: Erst dementiert­e Sicherheit­sberater Herbert Raymond Mcmaster vage, dann räumte Trump den Vorgang grundsätzl­ich ein. Schließlic­h behauptete Mcmaster, der Präsident habe den Russen „völlig angemessen­e“Informatio­nen gegeben.

Und nun auch noch die mögliche Behinderun­g einer Ermittlung. Die Geschichte basiert auf einem Memo, das Comey nach dem Treffen mit Trump im Februar angefertig­t haben soll. Solche Protokolle hat der FBICHEF regelmäßig verfasst. Demnach drang Trump nicht nur auf eine Einstellun­g der Untersuchu­ng gegen Flynn. Er beklagte sich auch erneut über die undichten Stellen im Weißen Haus. Dem Bericht zufolge regte er sogar an, der FBI-CHEF solle Journalist­en, die vertraulic­he

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