„Angesichts aller Pannen: Wo bleibt die Sicherheit?“
Der jüngste weltweite Cyberangriff sollte uns zu denken geben, denn er beweist, wie abhängig wir von Computern, Software und Digitalisierung sind, meinen unsere Leser.
Kardinal Schönborn hat mir im Jahr 2000 auf einen Brief geantwortet: „Der Mensch ist lernfähig, vor allem durch Leiderfahrung.“
Die Geschichte mit den Cyberangriffen beweist, dass wir nicht einmal durch Leiderfahrung lernfähig sind. Nun ist passiert, was eigentlich schon lange zu erwarten war, und wir denken gar nicht daran, die weitere Digitalisierung der Welt zu stoppen. Im Gegenteil, wir fördern mit Feuereifer die zunehmende Abhängigkeit von technischen Geräten.
Es ist naheliegend, dass in Zukunft auch gut ausgebildete (nicht zu verwechseln mit gebildeten) Menschen arbeitslos werden und ihre Erfolge in Cyberkriminalität suchen. Auch ein bedingungsloses Grundeinkommen ist für den Menschen nicht immer befriedigend. Zumindest die meisten Menschen wollen auch etwas leisten, auf etwas stolz sein können.
Auch der Klimawandel zeigt uns, dass wir etwas falsch gemacht haben. Aber wir machen weiter. Letzten Endes müssten diese Erfahrungen zu der Frage führen: Was ist unsere Bildung, auf die wir so stolz sind, wert? Internetsicherheit kostet, derb gesagt, ein Schweinegeld (Antivirenprogramme, Upgrades, „verbesserte“Betriebssysteme ...). Wo bleibt diese Sicherheit, wenn man an die zahlreichen, zuletzt geradezu verheerenden Internetpannen denkt?
Dazu ein Denkanstoß des deutschen Dichters Theodor Fontane (1819–1898), der noch keine Internetprobleme kannte: „Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand.“Das gilt auch für die „moderne“Zeit, in der man glaubt, mit Elektronik alles beherrschen zu können. Ein Mehr an Digitalisierung bedeutet mehr Abhängigkeit von Computern und Software! Was das heißt, zeigt uns die aktuelle weltweite Cyberattacke auf Organisationen, Firmen und Behörden. Natürlich auch in Österreich!
Die Digitalisierung kostet uns 400.000 Jobs, sagen die einen Experten! Stimmt nicht, sagen die anderen Experten! Und werden in nächster Zukunft die Roboter und Computer unsere Steuern bezahlen? Es scheint ja so, dass allein das Wort – Digitalisierung – bei unseren Volks- vertretern den totalen Enthusiasmus hervorruft! Voll Begeisterung schwafeln sie von: Digital Solutions, Smart Produktion, Ikt-struktur, F&e-projekten, Integrierten Erp-systemen, Industrie 4.0, neuen Start-up-unternehmen usw. usw. Übrigens, im Silicon Valley scheitern acht von zehn Start-ups, in Österreich wird es sicher nicht besser sein! Die Parlamentsdebatte von Dienstag hat gezeigt, wie nervös die SPÖ und alle Oppositionsparteien sind. Die Redner überboten sich förmlich in ihrer verbalen Angriffslust und in ihrer regelrechten Gehässigkeit gegenüber Sebastian Kurz. Es kam mir vor wie eine Meute in einer pubertierenden Schulklasse, die Mobbing in „Perfektion“gegen einen Mitschüler betreibt.
Ob der Wahlkampf unter diesen Umständen fair werden wird, bezweifle ich sehr. Ich hoffe, dass Sebastian Kurz selbst unter diesen Umständen die Ruhe bewahren kann und weiter mit Sachlichkeit und Zielstrebigkeit seine Vorhaben umsetzen kann. Momentan sieht alles danach aus, als wollen alle anderen Parteien Herrn Kurz vor der Wahl so bedrängen und bekämpfen, dass er in diesen Emotionen „ausrutscht“und Fehler macht, damit man ihm dann wirklich etwas vorwerfen kann. Ein machiavellistischer Führungsstil und das Streben nach Macht und Selbstinszenierung scheinen das Markenzeichen von Kurz zu werden. Die umgefallenen Statisten der reaktionären ALT-ÖVP kennen nicht einmal sein Programm und statteten ihn mit einer „Carte blanche“und Personalhoheit aus. Europa braucht junge begabte Köpfe wie Macron, um den Populismus im Zaun zu halten. Kurz hat mit der Balkanrouten-schließung und Kopie des australischen Flüchtlingsmodells in der EU auch Merkel verblüfft, er ist politisch sehr begabt.
„Wenn du den wahren Charakter eines Menschen kennenlernen willst, so gib ihm Macht“, sagte Machiavelli. Orbán hat ihm als Erster gratuliert, der Weg von der Demokratie zur Autokratie kann, wie man in Ungarn sieht, sehr „kurz“sein.