Stadt, Land, Überfluss
Die gebürtige Steirerin Roswitha Weingrill zeigt derzeit in Anger bei Weiz einen Querschnitt ihrer Arbeit.
Ein Marionettentheater, verkleidet mit einem Tonblumenerde-gemisch. Der allgegenwärtige Modefauxpas Crocs als skulpturales Objekt. Eine gezeichnete Ortsende-tafel mit mittelalterlichem Spruchband. Ein Labyrinth aus fein gezeichneten Kreisverkehren an der Wand, das man erst sieht, wenn man wenige Zentimeter davorsteht.
Roswitha Weingrill pflegt einen vielseitigen, feinsinnigen Zugang zur Kunst. Einen, der nicht mit Gesellschaftskritik an Themen wie Migration, Armut, Geschlechterungerechtigkeit oder Klimawandel spart; aber auch nicht an Witz und Ironie.
„Mich interessieren Materialien sehr, welche Bedeutung sie haben, wie sie sich entwickeln, und ganz speziell das Moment des Zufalls“, sagt die 32-Jährige.
Aktuell sind beim kleinen, feinen Festival KOMM.ST im Stainpeißhaus in Anger neue Zeichnungen und Skulpturen der gebürtigen Weizerin zu sehen, die sich um Stadt-landfragen drehen. Und darum, „wie identitätsstiftend“der Siedlungsraum ist, in dem wir aufwachsen, warum Gemeindezusammenlegungen Menschen entwurzeln. Und: „Ich habe mich gefragt, wie viel Land in einem bleibt“, sagt Weingrill. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Erwin Wurm oder Barbara Putzplecko und arbeitet aktuell an ihrer Dissertation. ist der Auftakt eines Kunstraumstipendiums des Landes in Anger. Die in Wien lebende Künstlerin wird einige Monate arbeiten. Was sie plant? „Seit Jänner wachsen in meinem Atelier in Wien Tropfsteine.“Mit ihrem Bruder, er hat an der Montanuni Leoben studiert, hat sie damit herumexperimentiert. Die Tropfsteine stünden für die „digitale Höhle“. Ausgangspunkt: „Ich habe ein Interview mit einer Internetpionierin gelesen, die in den ersten 24 Stunden des Internets erste Webcams genutzt hat. Tropfsteine, die einsam in der Höhle vor sich hin wachsen, als Analogie zu den Liveübertragungen – das finde ich sehr hübsch.“