Kleine Zeitung Steiermark

Bitte nicht vergessen: Es geht um Menschenle­ben

-

Auch wenn Michael Gogl schon seit 2015 Radprofi ist und beispielsw­eise Dritter bei den Staatsmeis­terschafte­n war, ist der 24-Jährige der breiten Öffentlich­keit ein eher Unbekannte­r. Doch jetzt postete er einen Hilfeschre­i auf Facebook, dass er als Radprofi im Straßenver­kehr oft Angst um sein Leben habe. Das Posting erreichte binnen kürzester Zeit fast eine dreivierte­l Million Menschen, wurde fast 8000 Mal geteilt – und löste einen Shitstorm aus, weil Autofahrer und Radfahrer in den Kommentare­n aufeinande­r losgingen. Ein Spiegelbil­d dessen, was tatsächlic­h auf den Straßen passiert.

Die Straße ist für Profis und Hobbysport­ler Trainings- und Wettkampfs­tätte. Die Tour de France wird auch nicht auf Radwegen gefahren und das Gesetz räumt den Sportlern auch Freiheiten ein. Diese sind manchem Autofahrer nicht bewusst oder vielleicht einfach egal. Bei Trainingsf­ahrten ist es mit dem Rennrad gestattet, auf öffentlich­en Straßen nebeneinan­derzufahre­n und das Benützen von Radwegen ist nicht verpflicht­end. Dass es auf viel befahrenen Straßen vernünftig­er ist, auf diese Rechte zu verzichten, sollte ebenso selbstvers­tändlich sein wie das Einhalten des seitlichen Mindestabs­tands von eineinhalb Metern durch die Autofahrer. chon eine leichte Berührung oder ein massiver Windstoß können fatale Folgen haben. Das Ganze ist kein Spiel, es geht um Menschenle­ben und das scheint hinter

SLEDdem Lenkrad oft vergessen zu werden. Radfahrer haben keine tonnenschw­ere Knautschzo­ne. Ihr einziger Schutz ist der Helm und die Vernunft wirklich aller Beteiligte­n. assen Sie mich ein Beispiel erzählen, das mit einer falschen Reaktion schlimm hätte enden können: Es war Sonntagmit­tag, und wir fuhren mit rund 35 km/h in Zweierreih­e durch ein Ortsgebiet. Ein Auto raste von hinten heran, bremste abrupt ab, hupte, beschleuni­gte wieder mit quietschen­den Reifen, schnitt 20 Zentimeter vor dem ersten Rad auf die rechte Fahrbahn zurück und bremst wieder. Der Fahrer hat gerade vor den Augen seiner Kinder die Gesundheit von einem Dutzend Menschen gefährdet. Wofür? Zur Zeiterspar­nis? Fürs Ego? Weil er es den Radfahrern endlich gezeigt hat? s ist verständli­ch, dass Autofahrer aggressiv werden können, wenn ihnen Radfahrer im Stadtverke­hr um die Ohren fahren, am Stau vorbeiroll­en oder langsam dahintrete­n und den Verkehr aufhalten. Und viele Radfahrer halten sich nicht an die Straßenver­kehrsordnu­ng – das ist auch ein Fakt. So ein Verhalten ist provokant, aber selbst das gibt niemandem das Recht, einen anderen Menschen absichtlic­h zu gefährden und im schlimmste­n Fall zu verletzen. Lack und Beulen kann man reparieren, Menschenle­ben nicht. as Miteinande­r erfordert Respekt und Rücksicht. Von Rad- und Autofahrer­n. Wie überall im Leben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria