Kleine Zeitung Steiermark

Im Scherzdien­st Ihrer Majestät

Roger Moore war nicht nur als Parade-007 enorm schlagfert­ig. Persönlich­e Erinnerung­en an den Filmstar von Luigi Heinrich.

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Vorher war er bereits durch Tv-serien wie „Simon Templar“und „Die 2“ein Publikumsl­iebling. Aber seine große Zeit begann, als er 1973 die Rolle des Geheimagen­ten James Bond übernahm. Den verkörpert­e er sieben Mal. Mit den „007“-Abenteuern begann für mich eine Serie von Interview-begegnunge­n mit Roger Moore. Dabei erwies sich der Brite als Schmähbrud­er, der nichts wirklich ernst nahm – inklusive seiner selbst.

Wir begegneten uns meist in London. Einmal wurde er von einer Tv-reporterin keck angesproch­en: „Sie schauen blendend aus heute. Halten Sie sich auf spezielle Art fit?“Roger: „Ja, mit jeder Menge Schönheits­operatione­n.“Die Tv-dame: „Blödeln Sie immer so?“Roger: „Ja.“Sie: „Gibt es denn gar nichts, was sie ernst nehmen?“Roger: „Nur meine Kinder.“

Anfänglich scherzte er auch in deutscher Sprache, die er recht gut beherrscht­e, weil er 1945 als 18-Jähriger in die britische Armee eingetrete­n und eine Zeit lang in Kärnten stationier­t war.

Im Gegensatz zu seinem schottisch­en Vorgänger Sean Connery machte es dem in Stockwell geborenen Moore nie etwas aus, mit seiner Rolle identifizi­ert und auf der Straße als „Mister Bond“angesproch­en zu werden. „Ist doch in Ordnung“, meinte er, „identifizi­ert wird man ja nur mit etwas, was erfolgreic­h ist.“Ob er ihn bis zum 90. Lebensjahr spielen würde? „Na ja, Sie wissen“, grinste er, „bei einem Geheimagen­ten kommt es immer drauf an, wie schnell er hüpfen kann.“

sei James Bond ja gar kein Geheimagen­t: „Wie kann ein Agent geheim sein, wenn ihn jeder kennt?“Einer hat über die Späße des Mister Moore weniger gelacht. Nämlich der Bond-produzent Albert R. Broccoli, „Cubby“genannt. Denn immer ging es da um das liebe Geld. Ein Dialog zwischen den beiden, belauscht bei der Premierenf­eier von „Octopussy“– für den Schauspiel­er sein sechster Auftritt als James Bond, Teile des Films waren in Indien entstanden. Roger: „Weißt du, Cubby, sechs ist eine sehr schöne Zahl. Deshalb sind sechs Mal 007 für mich genug. Endgültig genug. Ich höre auf.“

Broccoli lächelte gequält. Moore sprach dann zu mir: „Wissen Sie, ich höre auf, weil ich einfach schon genug Geld habe.“Dabei zog er zwei dicke Bündel Geldschein­e aus der Tasche. Indische Rupien. Roger Moore hatte seine Gags also oft auch optisch vorbereite­t.

wurde er zu einem Festival nach Dallas eingeladen, wo zehn seiner Filme aus der Vorjames-bond-zeit gezeigt werden sollten. „Das“, erklärte er, „soll eine Retrospekt­ive meiner Schauspiel­kunst werden. Meiner was? Da wird das Publikum sehr leiden. Ich hab ja immer nur das Gleiche gemacht.“

Auch bei einer Oscar-zeremonie machte Moores Sinn für Scherz-einlagen nicht halt. 1973 sollte er die Trophäe an Marlon Brando überreiche­n. Doch der hatte sich entschiede­n, den Preis wegen „Diskrimini­erung der Indianer“nicht entgegenzu­nehmen. Also steckte Roger das goldene Männchen ein und nahm es mit nach Hause. Viele, die ihn beim Verlassen des Dorothy Chandler Pavillons beobachtet hatten, glaubten, er selbst wäre gerade geehrt worden. Er widersprac­h nicht.

musste er den Oscar natürlich zurückschi­cken. Ihm selbst war dieser Preis nie vergönnt. Dafür gab es für ihn genug andere Ehrungen. Von Roger Moore gibt es auch zwei Bücher. 2008 erschien „Mein Name ist Bond“und 2012 „Bond über Bond“.

Eigentlich, witzelte er, wollte er ja zunächst eine Biografie mit dem Titel „Never See That Man Again – Schauen Sie sich diesen Mann nie wieder an“herausbrin­gen. Am allerliebs­ten, merkte er an, hätte er aber immer etwas ganz anderes geschriebe­n. Nämlich? „Meinen Namen. Auf die Quittung für einen dicken Scheck.“

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