Der lange Weg zum kurzen Abschied
nen Konsens zwischen dem Övp-agrarminister und dem Spö-innenminister erfordert. Doch die Budgetpolitik blieb konsenslos. Die Scheidungszahlen stiegen und plötzlich erschien auch die rot-schwarze Regierungsehe nicht mehr unverbrüchlich. Nach Affären und Krisen stieg der Frust, die FPÖ kam als möglicher Partner ins Spiel. Als die ÖVP 1966 die absolute Mehrheit errang, war es mit der Großen Koaliton für zwei Jahrzehnte vorbei.
Die Neuauflage 1986/87 erfolgte schon in ganz anderem Rahmen. Nach der langen Alleinregierung von Bruno Kreisky und einem rot-blauen Zwischenspiel wollte ÖVP-CHEF Alois Mock die Kleine Koalition mit der FPÖ, fügte sich aber dem parteiinternen Druck und ging widerstrebend in die wiederbelebte Sp-vp-regierung.
In der SPÖ wiederum verkündete Franz Vranitzky, man werde keinesfalls mit der FPÖ Jörg Haiders koalieren. Diese Doktrin führte direkt in die Sackgasse, in der die Partei bis heute steckt: So lange sich mathematisch keine linke Mehrheit mit den Grünen ausgeht, bleibt die ÖVP die einzige Option.
der Großen Koalition wurde also eine Zwangsehe, deren Terrain rapid schrumpfte. Dafür sorgten Jörg Haider und seine FPÖ mit Wahlerfolgen und Anti-proporz-feldzügen. In der Regierung war von Liebe längst keine Spur mehr: Eine ganz auf die Bewahrung des Kanzlersessels fixierte SPÖ koalierte mit einer unwilligen ÖVP, die nach anderen Mehrheiten schielte. Die undankbare Rolle des Zweiten ließ sie sich fürstlich abgelten, indem sie in Koalitionsverhandlungen maximale Zugeständnisse forderte. in letztes Mal gelang es noch, vereinte Kräfte zu entwickeln, als 1994 das Großprojekt des österreichischen Eu-beitritts gelang. Dann war das Feuer erloschen.
Was folgte, war der lange Weg nach unten, sinnfällig erkennbar an der stets schwindenden Wählergunst. Fast 95 Prozent Wählerzuspruch hatten SPÖ und ÖVP bei den ersten Wahlen im Dezember 1945 erhalten. Dieses De-facto-zweiparteiensystem blieb lange stabil und kam erst ab 1986 ins Rutschen, als die Grünen in den Nationalrat einzogen und die FPÖ immer stärker wurde. 2008 verlor
EKoalition ihre Zweidrittelverfassungsmehrheit, 2013 rettete sie mit 50,8 Prozent gerade noch die einfache Mehrheit. Erstmals hatte eine Regierung weniger als 100 Mandate.
Mit der „schwarz-blauen Wende“von 1999/2000 entlud sich das aufgestaute Pulverfass im großen Knall. Die langjährigen Partner standen sich über Nacht voller Hass gegenüber. Und man kann sagen, dass über die damals aufgerissenen Gräben bis heute keine tragfähige Brücke führt. Zwar kam es nach dem schmählichen Ende von Schwarz-blau zur Neuauflage der Großen Koalition, aber ein inhaltliches Fundament hatte dieses Bauwerk nicht mehr. Die Zwangsehe war jetzt auch noch zur reinen Zweckehe geworden, die nur mehr durch Machtlogik und Verlustängste zusammengehalten wurde. Fast 44 Jahre haben die ungleichen Partner miteinander regiert, doch eine Vertrauensbasis ist daraus nicht erwachsen. Zu sehr regierte man die meiste Zeit „contre coeur“, fühlte sich unfrei in der Verbindung.
Endlose Verhandlungen, dürre Regierungsprogramme und ein mühsames Gezerre im Allaus