Die Palme ist fest in Frauenhand
1999 mit ihrem Langfilmdebüt „Virgin Suicides“und hatte 2006 die Pop-operette „Marie Antoinette“im Wettbewerb.
Farrell (40) erwies sich als Spaßvogel, scherzte sich durch die Pressetermine und gestand schmunzelnd: „Ich hatte keine Angst vor dem Dreh, weil ich dort der einzige Mann im Hauptcast war. Von zu Hause bin ich durch meine Mutter und meine zwei Schwestern starke Frauen gewöhnt!“Kidman (49) nutzte wiederum die Pressekonferenz dazu, ihren Wunsch nach mehr Filmemacherinnen elegant, aber laut zu artikulieren, da der Anteil an Regisseurinnen in der Film- und Tvbranche weltweit noch immer fast verschwindend gering sei. Ihr statistisches Beispiel formulierte die schöne Australierin so: „Dreht man für eine Serie 4000 Folgen, werden davon nur 132 von Frauen inszeniert. Mit Sofia würde ich auch das Telefonbuch verfilmen, wenn sie mich im Ensemble haben will!“
Immerhin als Farbfleck im Hauptwettbewerb entpuppte sich „A Gentle Creature“des Ukrainers Sergei Loznitsa, auch wegen des Buh-konzerts nach der Vorführung der kafkaesken Freakshow über den Horrortrip einer jungen Frau, die ihren Mann im sibirischen Gefängnis besuchen will. Intensive Momente ihrer Reise münden nach mehr als zwei Stunden jedoch in einem billigen Schluss. Ausschließen für einen Preis kann man hingegen das Biopic „Rodin“des Franzosen Jacques Doillon (73). Weil er uns nichts Neues über den großen Bildhauer (1840–1917) erzählt und die leidenschaftliche Liebe bzw. Abhängigkeit zwischen Auguste Rodin und Camille Claudel wie eine fast unfreiwillig komische Fernsehschmonzette auf die Leinwand bringt. Die Szenen mit Zeitgenossen wie Monet, Cézanne und vor allem Rilke könnte man wohl in einer „Universum History“-doku des ORF glaubwürdiger sehen.
auch für Hauptdarsteller Vincent Lindon, der bloß als Rodin verkleidet wirkt. Bei diesem Wettbewerbsbeitrag war der Schnarchfaktor im Kinosaal besonders hoch; geweckt wurden die Ermüdeten bloß durch das Zurückklappen der Sitze, da viele das Kostümdrama vorzeitig verließen. Dafür konnten draußen auf dem roten Teppich die Teenager ihren „Twilight“-star Robert Pattinson anhimmeln: Er versucht sich nun im Autorenkino der Us-brüder Safdie als psychopathischer Bankräuber („Good Time“rittert ebenfalls um die Palme).
Vorläufiges Fazit: Cannes macht zum Jubiläum oft eher schläfrig, Skandale und Aufregungen wie früher sind nicht auszumachen. Noch nicht jedenfalls.